Kommentar: Hamburg wird immer ein Zufluchtsort bleiben
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Hamburg rund 30.000 Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen und untergebracht. Das hat die Stadt ganz gut hinbekommen. Aber schaffen wir es auch, die vielen Schutzsuchenden in der Stadt gut zu integrieren? Die größte Herausforderung steht uns noch bevor, meint Susanne Röhse in ihrem Kommentar.
Es ist ein großer Kraftakt, alle Menschen, die vor Tod, Gewalt und Zerstörung zu uns gekommen sind, angemessen zu versorgen. Hamburg hat fast 20.000 neue Unterkunftsplätze hergerichtet, Hotels angemietet, ja sogar Immobilien gekauft. Leider müssen Menschen zeitweise auch wieder in Zelten und großen Hallen schlafen - wie schon 2015/2016.
Große Solidarität und Hilfsbereitschaft in Hamburg
Aber anders als noch vor sieben Jahren klappt das alles relativ geräuschlos. Und rund die Hälfte der Schutzsuchenden aus der Ukraine ist sogar privat untergekommen - das hilft der Stadt und zeigt auch, wie groß die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen hier in Hamburg ist. Ohne die geht es auch nicht, denn weiterhin kommen täglich viele Menschen in die Stadt - aus der Ukraine und wieder deutlich mehr aus Syrien, Afghanistan und dem Iran.
Geflüchtete brauchen mehr als ein Dach über dem Kopf
Hamburg will in diesem Jahr noch einmal 10.000 neue Unterkunftsplätze bauen. Die sind dringend nötig. Doch die Geflüchteten brauchen mehr als ein Dach über dem Kopf - Unterbringung und Versorgung sind nicht das große Problem. Auf die Probe gestellt und arg strapaziert wird gerade die soziale Infrastruktur in der Stadt: 7.000 ukrainische Kinder besuchen bereits Hamburger Schulen. Das sind 350 zusätzliche Schulklassen - ein historischer Schülerzuwachs.
Mehrere Bereiche stoßen an ihre Grenzen
Das Schulsystem stößt langsam an seine Grenzen, heißt es aus der Schulbehörde. An Grenzen stoßen auch die Sportvereine, Anbieter von Deutschkursen, aber auch Psychologen und Ärzte - in vielen Bereichen wird es immer schwerer, einen Platz oder einen Termin ohne lange Wartezeiten zu bekommen.
Stadt muss jetzt viel mehr investieren
Diese Probleme lösen sich nicht von allein und sie werden eher größer, denn Hamburg wird immer ein Zufluchtsort bleiben. Deshalb muss die Stadt jetzt viel mehr investieren: in Kitas, Schulen, Freizeiteinrichtungen und in die ärztliche Versorgung. Die größte Aufgabe aber bleibt, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Davon profitieren am Ende alle Menschen in Hamburg. Und es verhindert, dass die Stimmung in der Stadt eines Tages kippt.