Jahresrückblick 2023, Teil 1: Amoklauf in Hamburg-Alsterdorf

Stand: 27.12.2023 06:00 Uhr

Im März 2023 tötet ein Mann sieben Mitglieder einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf und sich selbst. Es ist eine Tat, die Hamburg erschüttert und eine Diskussion über das Waffenrecht auslöst. Erster Teil des Rückblicks auf die wichtigsten Nachrichten des vergangenen Jahres.

9. März an der Straße Deelböge in Alsterdorf: Gegen 21 Uhr stürmt der 35-jährige Philipp F. das Gemeindezentrum der Zeugen Jehovas und erschießt dort sieben Menschen, darunter ein ungeborenes Kind.

Bei Feuerwehr und Polizei gehen ab 21:04 Uhr 47 Notrufe ein. Schon vier Minuten später rücken schwer bewaffnete Polizistinnen und Polizisten an. Philipp F. flüchtet in ein Obergeschoss und erschießt sich dort. Die Bilder der Nacht gehen um die Welt. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sagt am nächsten Tag: "Das ist das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unser Stadt".

Ortsbesuch nach sieben Monaten

Ortsbesuch in Alsterdorf, sieben Monate später. Michael Kern war am 9. März als Leitender Notarzt im Einsatz. Er organisierte den Transport der Schwerverletzten und hat das Erlebte noch klar vor Augen, wie ein Rettungswagen nach dem anderen mit den Verletzten in verschiedene Krankenhäuser geschickt wurde: "Was uns erschüttert hat, war die Schwere der Verletzungen - wenn wir überlegen, dass wir mehr Tote als Verletzte hatten und eigentlich Glück hatten, dass die Polizei mit ihren Sondereinheiten so schnell vor Ort war." Er weiß: Es hätte noch viel schlimmer ausgehen können, wenn die Polizei erst später eingetroffen wäre.

Seelsorgeteams für die Polizei

Es war eine Extremsituation, auch für erfahrene Kräfte wie ihn. Zunächst war nicht klar, ob Philipp F. allein gehandelt hatte. Auch deshalb waren über 950 Polizeikräfte im Einsatz. Darunter war auch ein Team für erschwerte Einsatzlagen. Lars Eggers war am 9. März Leiter dieser USE (Unterstützungsstreife für erschwerte Einsatzlagen) genannten Einheit. Sie trainiert täglich für Extremsituationen. Dazu gehört auch die Aufarbeitung nach dem Einsatz, so Eggers: "Wichtig ist für mich, dass wir großen Jungs gelernt haben, über Schwächen zu sprechen", auch darüber was im Kopf gerade los sei. Die Aufarbeitung des Einsatzes auch mit Profis aus der Notfallseelsorge und im Team untereinander habe am Einsatzort und in Tagen danach stattgefunden.

 

Weitere Informationen
Feuerwehrleute und Löschfahrzeuge stehen in Rothenburgsort bei einem Großbrand auf einem Autohof. © NEWS5

Jahresrückblick 2023, Teil 2: Brandkatastrophe in der Billstraße

In der Billstraße brach an Ostern einer der größten Brände Hamburgs seit Jahrzehnten aus. Zweiter Teil des Rückblicks auf 2023. mehr

Vor einer Großbaustelle in der Hamburger Hafencity stehen Rettungsfahrzeuge. © Screenshot

Jahresrückblick 2023, Teil 4: Baustellenunfall in der Hafencity

Fünf Bauarbeiter aus Albanien sterben bei dem Unfall. Spenden werden gesammelt. Vierter Teil des Rückblicks auf 2023. mehr

Die ukrainische Flagge hängt am Hamburger Rathaus. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Jahresrückblick 2023, Teil 3: Hilfsaktion für die Ukraine

Knapp 220 Matratzen vom Kreuzfahrtschiff "MS Europa" werden an die Ukraine gespendet. Dritter Teil des Rückblicks auf 2023. mehr

Hinweise führten nicht Entzug der Waffenbesitzkarte

Mehrere Hinweise an die Behörden zum mentalen Zustand von Philipp F. und dessen Waffentauglichkeit hatten im Vorfeld trotz einer Kontrolle durch Hamburger Beamtinnen und Beamte nicht zum Entzug seiner Waffenbesitzkarte geführt. Auch die Frage, warum der Täter hunderte Schuss Munition besitzen durfte, wurde kontrovers diskutiert. Eine nach dem Amoklauf von SPD-Innensenator Grote angekündigte Reform der Sicherheitsbehörden wurde bisher nur in Teilen vollzogen.

Weitere Informationen
Andy Grote (SPD), Innensenator von Hamburg, bei einer Pressekonferenz in Berlin. (Archivfoto) © picture alliance/dpa Foto: Kay Nietfeld

Innenminister-Konferenz: Hamburg drängt auf Änderungen im Waffenrecht

Hintergrund ist der Amoklauf bei den Zeugen Jehovas. Außerdem fordert Hamburg gemeinsam mit Schleswig-Holstein mehr Sicherheitsmaßnahmen im Bahnverkehr. (14.06.2023) mehr

Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu einer Kirche der Zeugen Jehovas. © dpa Foto: Christian Charisius

Buch des Amokläufers: Polizei in der Kritik

Eine ergebnislose Onlinerecherche der Hamburger Waffenbehörde zum späteren Amokläufer Philipp F. sorgt für Diskussionen. (15.03.2023) mehr

Bestatter bringen Bahren zum Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

Amoklauf in Hamburg: Anonymer Hinweisgeber warnte vor Täter

Durch die Schüsse in einem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf kamen acht Menschen ums Leben. Der 35-jährige Täter richtete sich offenbar selbst. (16.03.2023) mehr

Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu einer Kirche der Zeugen Jehovas. © dpa Foto: Christian Charisius

Nach Amoklauf in Hamburg: Zeugen Jehovas weiter unter Schock

Die 47 Gemeinden der Religionsgemeinschaft in der Stadt veranstalten auf Anraten der Sicherheitsbehörden ihre Gottesdienste digital. (13.03.2023) mehr

Polizisten und Helfer sind in Hamburg an einem Tatort im Einsatz. © dpa bildfunk Foto: Jonas Walzberg

Amoklauf in Hamburg: Schütze tötet sieben Menschen und sich selbst

Die Tat ereignete sich in Räumlichkeiten der Zeugen Jehovas an der Straße Deelböge. Polizei und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort. (16.03.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 27.12.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Trainer Merlin Polzin vom Hamburger SV © Witters

"Deutliche Entwicklung" - HSV befördert Polzin zum Cheftrainer

Der Fußball-Zweitligist geht mit Merlin Polzin als neuem Chefcoach in die Rückrunde. Das teilte der HSV am Sonntag mit. mehr