Intensivmediziner: Versorgung schwerkranker Kinder verschlechtert sich
Angesichts der andauernden Belastungen auf Kinderintensivstationen schlagen Kinderärztinnen und -ärzte Alarm. Die Versorgungslage schwerkranker Kinder in Deutschland verschlechtere sich weiterhin spürbar.
Das teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) am Donnerstag bei einem Kongress in Hamburg mit. Derzeit stiegen die Fallzahlen von Kindern mit Virus-Infektionen in den Notaufnahmen und Intensivstationen erst langsam, doch der Schein trüge.
Kinderkliniken überlastet
Im vergangenen Winter sorgte das RS-Virus für viele kranke Kinder und volle Kliniken. Zahlreiche Kinderintensivstationen waren überlastet, schwer kranke Kinder mussten über Hunderte Kilometer in andere Kliniken transportiert werden. In Notaufnahmen warteten Eltern und Kinder teils stundenlang.
Hauptproblem Pflegepersonalmangel
Die stellvertretende Sprecherin der DIVI-Sektion Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin, Ellen Heimberg, sagte, es sei auch zu Verzögerungen bei Behandlungen wegen Personalmangels gekommen. "Unser Hauptproblem ist der Pflegepersonalmangel." Dies sei der Hauptgrund für Bettensperrungen gewesen. Bis zu 40 Prozent der Kinderintensivbetten in Deutschland können laut DIVI wegen des Personalmangels nicht genutzt werden.
DIVI für Impfkamagne gegen RS-Virus
Der designierte DIVI-Präsident Florian Hoffmann betonte bei einer Pressekonferenz, Missstand und Bettenknappheit seien ganzjährig vorhanden. Hinzu kämen die Spitzen im Winter. Im vergangenen Winter sei die Welle sehr früh gekommen, dieses Jahr scheine es sich alles ein bisschen nach hinten zu verschieben. "Aber wir wissen auf jeden Fall, dass diese Infektionswellen kommen. Auch dieses Jahr werden sie kommen." Hoffmann sprach sich für Impfkampagnen gegen das RS-Virus aus, um die Infektionszahlen zu reduzieren. "Es gibt Impfungen für Mütter, die schwanger sind. Es gibt Impfungen für Babys, die man mit einer intermuskulären Injektion fast ein Jahr lang schützen kann vor dieser Infektion."
Mehr Geld für Kinderkliniken gefordert
Um die Patientinnen und Patienten mit immer weniger Personal versorgen zu können, müsse zudem etwa über flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine bessere Bezahlung nachgedacht werden, sagte Hofmann. Es brauche auch mehr Geld für Kinderkliniken. Die vom Bund finanzierten jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich für die Kinderkliniken 2023 und 2024 seien "ein Tropfen auf dem heißen Stein".
Digitale Lösungen sollen Entlastung bringen
Außerdem fordert die DIVI den Aufbau telemedizinischer Strukturen auch im Bereich der Kindernotfallmedizin, den Aufbau spezialisierter Transportteams für Kinder sowie die Schaffung einer überregionalen Koordinierungsstelle für Kinder-Intensivtransporte. Zudem müssten die Zentren für Intensivmedizin um die Kindermedizin erweitert werden, sagte der Vertreter der Pädiater im DIVI-Präsidium, Sebastian Brenner.