Hamburgs Innensenator Grote rechnet mit baldigen Abschiebungen

Stand: 21.06.2024 20:01 Uhr

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) rechnet bereits in wenigen Wochen mit den ersten Abschiebungen von Straftätern und sogenannten Gefährdern nach Afghanistan.

In Hamburger Gefängnissen sitzen derzeit wohl mehr als ein Dutzend Menschen aus Afghanistan, die nach der Haft nicht in Deutschland bleiben sollen. Bisher waren Abschiebungen rechtlich schwierig und in der Praxis fast unmöglich - es gibt nicht einmal direkte Flüge. Dieser Zustand soll sich nun ändern. Hamburgs Innensenator Grote, der Sprecher der SPD-geführten Länder bei der Innenministerkonferenz (IMK), sagte am Freitag in Potsdam am Rande der IMK: "Ich gehe davon aus, dass das innerhalb der nächsten Wochen schon klappen wird." Sein Eindruck sei, dass die Bundesregierung das Vorhaben mit "großer Entschlossenheit" vorbereite. Auf einen konkreteren Zeitraum wollte sich Grote nicht festlegen.

Bundesländer sollen Fälle benennen

Die Länder seien alle aufgefordert worden, Fälle von afghanischen Straftätern und Gefährdern zu benennen, die vollziehbar ausreisepflichtig seien, erklärte Grote. An diesen Fällen werde jetzt konkret gearbeitet. Bei dem Treffen der Innenminister und -ministerinnen in Potsdam habe er "große Einigkeit" wahrgenommen. Nun sei es wichtig, dass die Bundesregierung "schnell in die Umsetzung kommt".

Hamburgs Innensenator Andy Grote. © picture alliance / dpa Foto: Sören Stache
AUDIO: Abschiebung von Straftätern: Grote zuversichtlich (1 Min)

Grote: Sicherheitsinteresse Deutschlands wiegt schwerer

Grote wirbt für die Abschiebung von Straftätern und sogenannten Gefährdern nach Afghanistan und Syrien. "Wer hier schwere Straftaten begeht, muss das Land verlassen, auch wenn er beispielsweise aus Afghanistan kommt", sagte der Innensenator. Hier wiege das Sicherheitsinteresse Deutschlands schwerer als das Schutzinteresse des Täters. Bei den ersten Menschen, die abgeschoben werden sollen, handele es sich um Menschen, "die hier zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden sind, in der Regel wegen Gewaltverbrechen", sagte Grote im NDR Hamburg Journal.

Rückführungen teilweise über den Landweg

Das Bundesinnenministerium arbeite schon daran, Wege für solche Rückführungen zu finden. "Dazu werden jetzt Vereinbarungen mit Staaten getroffen, die sicherstellen können, dass der Reiseweg funktioniert." Dafür kommt zum Beispiel auch der Landweg über Pakistan infrage. Einfach nach Afghanistan fliegen gehe nicht, weil es keine direkten Verbindungen gebe, sagte Grote. Für Straftäter aus Syrien sollen ähnliche Verfahren ausgearbeitet werden. Dasselbe gilt für islamistische Gefährder aus beiden Staaten. Zur Zahl der Betroffenen gibt es noch keine Angaben. Kritik an dem Vorhaben gibt es von Flüchtlingsorganisationen.

Weitere Informationen
Stephan Weil, Olaf Scholz und Boris Rhein geben eine Pressekonferenz. ©  Hannes P. Albert/dpa

Asylverfahren außerhalb der EU? Scholz sagt Prüfung zu

Die Länder verlangen von der Bundesregierung eine eingehende Prüfung von Asylverfahren in Drittstaaten. Der Kanzler ist skeptisch. mehr

Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin von Hamburg, spricht während einer Landesmitgliederversammlung der Grünen in Hamburg. © picture alliance/dpa Foto: Georg Wendt

Fegebank für Abschiebung von Straftätern nach Syrien und Afghanistan

Führende Grünen-Politiker stellen sich hinter die Forderung nach Abschiebungen auch in Krisengebiete. Das gefällt nicht allen Parteikollegen in Hamburg. (20.06.2024) mehr

Polizisten führen im Jahr 2019 einen Afghanen in ein Flugzeug, um ihn in sein Herkunftsland abzuschieben. © Michael Kappeler/dpa Foto: Michael Kappeler/dpa

Innenminister beraten über Abschiebungen nach Afghanistan

Vor der Innenministerkonferenz äußerten sich die norddeutschen Länder unterschiedlich: Hamburg ist dafür, Niedersachsen zögert. (19.06.2024) mehr

 

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 21.06.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?