Hamburg startet Allianz gegen Drogenumschlag im Hafen
Angesichts steigender Drogenimporte über den Hamburger Hafen wollen Sicherheitsbehörden und die Hafenwirtschaft den Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität über eine neue "Allianz Sicherer Hafen Hamburg" stärken. Erste Schritte dazu haben sie am Montag vereinbart.
Im Anschluss an den ersten Hamburger Hafensicherheitsgipfel in der Hansestadt mit allen relevanten Behörden und Einrichtungen erklärte Innensenator Andy Grote (SPD): "Wir haben uns heute auf den Weg gemacht, unseren Hafen wirksamer gegen die Organisierte Kriminalität zu schützen und dem internationalen Rauschgifthandel noch wirksamer und schlagkräftiger entgegenzutreten."
Gemeinsames Sicherheitszentrum der Behörden
An der Konferenz nahmen unter anderem BKA-Präsident Holger Münch, die Präsidentin der Generalzolldirektion, Colette Hercher, Hamburgs LKA-Chef Jan Hieber, der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, sowie Vertreter der Wirtschaftsbehörde und des Bundesinnenministeriums teil. In der gemeinsamen Abschlusserklärung verabredeten die Teilnehmenden unter anderem die Einrichtung eines gemeinsamen Sicherheitszentrums, etwa um LKA, Zoll, Wasserschutzpolizei und die Hafenverwaltung HPA besser zu vernetzen. Darüber hinaus sollen die Fahnder einerseits den Fokus verstärkt auf sogenannte Hafeninnentäter richten, die Drogenschmuggler mit Informationen versorgen oder beim Abtransport der Drogen helfen. Laut Grote geht es darum, klug an den richtigen Hebeln zu drehen. Das könnten technische oder organisatorische Lösungen sein: Wer hat überhaupt Zugang zu welchen Bereichen? Wer darf entscheiden, wo Container gestapelt werden? Kann man die Container selbst besser versiegeln? Ob auch mehr Personal benötigt wird, wie es die Polizeigewerkschaften fordern, darauf legte sich Grote nicht fest.
Aufklärung soll Kriminellen Kontaktaufnahme erschweren
Es soll aber auch eine Aufklärungskampagne für die Hafen-Beschäftigten geben, um sie wirksam vor der Kontaktaufnahme durch Kriminelle zu schützen. Zudem seien unter anderem weitere technische Maßnahmen zur Gefahrenabwehr geplant.
Früher galten ein paar Kilogramm Kokain als großer Drogenfund. Heute hingegen werden nicht selten gleich mehrere Tonnen Rauschgift sichergestellt. Weltweit boomt das Geschäft mit illegalen Drogen und das macht sich vor allem auch in Europas großen Häfen bemerkbar, denn sie sind die Einfallstore für eine regelrechte Drogenschwemme - vor allem aus Südamerika.
BDK: Organisiertes Verbrechen schärfer ins Visier nehmen
In Rotterdam und Antwerpen haben die Sicherheitsbehörden mit viel Geld inzwischen deutlich aufgerüstet. Auch deshalb, weil Bandenkriege und Verteilungskämpfe zugenommen hätten, sagt Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Er hält es für überfällig, dass auch Hamburg das organisierte Verbrechen schärfer ins Visier nimmt - vor allem auch im Hafen. Zu sehr habe sich die Drogenfahndung auf den sichtbaren Straßen-Deal konzentriert, während zur Ermittlung der Strukturen dahinter immer weniger Personal da sei, kritisiert Reinecke.
Hafengelände sollen besser gesichert werden
Als drittgrößter Seehafen Europas sei der Hamburger Hafen ein Warenumschlagplatz von immenser globaler Bedeutung, hieß es in einer Mitteilung der Innenbehörde. Im Mittelpunkt der Konferenz stehe daher der Austausch über bereits laufende und noch gemeinsam zu verabredende zusätzliche Maßnahmen.
Einbruchsserie im Sommer
Zuletzt hatte im Juni eine Einbruchsserie im Hafen für Schlagzeilen gesorgt. Damals brachen mutmaßlich niederländische Kriminelle mehr als ein Dutzend Mal in das Containerterminal Altenwerder ein, vermutlich um eine verloren gegangene größere Drogenlieferung wieder zu finden.