Hamburg: Schulsenator legt überarbeitete Bildungspläne vor
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat am Montag die überarbeiteten Bildungspläne seiner Behörde vorgestellt, nach denen ab dem Schuljahr 2023/2024 unterrichtet werden soll.
"Wir haben die guten Anregungen, aber auch die Sorgen der Schulwelt sehr ernst genommen und die Pläne erheblich überarbeitet", sagte Rabe. So seien "gute, moderne und ausgewogene Bildungspläne entstanden". Die neuen Pläne berücksichtigten erstmals vollständig die bundesweit geltenden Vorgaben der Kultusministerkonferenz und schafften so Klarheit für Abschlussprüfungen und Unterricht.
Neue Regeln für Klausuren vom Tisch
Die neuen Regeln für Klausuren seien vom Tisch. Anders als in den ersten Entwürfen können Klausuren in der Oberstufe weiterhin durch Referate und Präsentationen ersetzt werden. Ausnahmen gibt es bei der Rechtschreibung und in Mathematik. Auch die Fülle des Stoffs ist laut Rabe deutlich reduziert worden. Nur 50 Prozent des Stoffs, der im Unterricht durchgenommen wird, ist künftig vorgegeben.
Die neuen Pläne für die Grundschulen und die Oberstufe werden nach den Sommerferien im kommenden Jahr eingeführt - dabei soll es eine dreijährige Erprobungsphase geben.
Massive Kritik an den vorherigen Entwürfen
Die Planentwürfe waren unter anderem von der Elternkammer, der Lehrerkammer, den Grundschulleitungen und den Leitungen der Stadtteilschulen kritisiert worden. Sie bemängelten, dass es mit ihnen keinen offenen Dialog gegeben habe und wehrten sich gegen ein "unzeitgemäßes Pauken". Die neuen Pläne würden eine zukunftsgerechte Bildung verhindern.
Schulbehörde spricht von breiter Beteiligung
Die Schulbehörde wies die Kritik zurück. Sie sprach von einer breiten Beteiligung von Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften. Fast 240 Stellungnahmen habe es gegeben. Einiges sei davon jetzt bei der Überarbeitung berücksichtigt worden.
In ersten Reaktionen zeigten sich die Verbände der Schulleiter von Stadtteilschulen und Gymnasien nicht überzeugt: Man hätte sie besser einbeziehen müssen, Chancen seien vertan worden. Sie fordern schon länger eine breite Diskussion darüber, wie moderne Bildung aussehen soll. Von den Kammern der Lehrer, Eltern und Schüler kam ähnliche Kritik. Sie wollen die neuen Pläne jetzt genauer prüfen und dann weiter Stellung beziehen.
Schüler:innenkammer wünscht sich weniger Frontalunterricht
Nicht weit genug gehen die überarbeiteten Pläne der Hamburger Schüler:innenkammer. Sie wünsche sich, dass in der Schule mehr Problemlösekompetenzen entwickelt werden, sagte deren Vorsitzende, Charlotte Schmiedel, im Interview mit dem NDR Hamburg Journal. "Wie gehen wir mit Problemen, die auf uns zukommen um, zum Beispiel mit der Klimakrise? Wie halten wir eine Präsentation? Wie arbeiten wir im Team miteinander? Da muss das Konzept klar sein." Man müsse wegkommen vom Frontalunterricht und vom stumpfen Auswendiglernen.
Geteiltes Echo in der Hamburger Politik
In der Hamburger Politik lösten die überarbeiteten Bildungspläne gemischte Reaktionen aus. Während die Grünen die neuen Pläne als "tragfähigen Kompromiss" bezeichneten, forderte Sabine Boeddinghaus von den Linken mehr Zeit für die Schulen zur Prüfung der vorgelegten Pläne. "Denn wenn die Entwürfe der Bildungspläne weiterhin weder zukunftsgerichtet noch pädagogisch sinnvoll noch qualitativ auf der Höhe der Zeit sind, bleiben sie ein Fall für die Mottenkiste", heißt es in einem Antrag, den die Linksfraktion in die nächste Bürgerschaft einbringen will.
Ersatzleistungen bleiben: CDU einverstanden
Nach Ansicht der CDU-Bildungspolitikerin Birgit Stöver seien mit der Reduzierung der Stofffülle und dem Verzicht auf zusätzliche Klausuren zwei gewichtige Punkte der Änderungs- und Verbesserungsvorschläge insbesondere der Fachlehrerschaft aufgenommen worden. "Es ist gut und richtig, dass auch weiterhin Klausuren - bis auf solche in Rechtschreibung und Mathematik - durch alternative Leistungen wie Referate oder Präsentationen ersetzt werden können", sagte Stöver.
FDP: Reduzierung verbindlicher Inhalte falsch
Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels übte Kritik an Rabe: "Seine eigenen Pläne für Leistungssteigerung hat der Senator geschliffen, unter dem Druck links-grüner Kräfte, die nur gute Noten statt guter Bildung anstreben." Dass Referate und Präsentationen weiter Klausuren ersetzen können, sei ein Fehler, ebenso die Reduzierung verbindlicher Lerninhalte auf 50 Prozent.