Ein Polizeiauto mit eingeschaltetem Blaulicht eskortiert einen Bus voll Menschen auf dem "Evakuierung" steht am Flughafen. Der Hamburger Flughafen ist nach dem Eindringen eines Fahrzeugs auf das Gelände gesperrt worden. © picture alliance / dpa Foto: Jonas Walzberg

Geiselnahme am Flughafen: 35-Jähriger in Untersuchungshaft

Stand: 06.11.2023 18:33 Uhr

Nach der Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist der Verdächtige am Montag in Untersuchungshaft genommen worden. Laut Generalstaatsanwaltschaft in Hamburg werden dem 35-Jährigen unter anderem Geiselnahme sowie Entziehung Minderjähriger vorgeworfen.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft erließ der Ermittlungsrichter auf ihren Antrag hin einen Haftbefehl gegen den Mann. Der 35-jährige türkische Staatsangehörige hatte am Sonnabend mit einem Auto eine Schrankenanlage am Flughafen durchbrochen und war auf das Rollfeld gefahren. Dort stoppte er in der Nähe eines abflugbereiten Flugzeugs. Bei sich hatte er seine vierjährige Tochter, die er zuvor aus der Wohnung der Mutter abgeholt hatte. Der Flugverkehr musste deswegen für 18 Stunden eingestellt werden. Erst am Sonntag ließ sich der Mann gegen 14.30 Uhr widerstandslos festnehmen und übergab seine Tochter an Polizisten.

Die Polizei vermutet, dass sich der Beschuldigte wegen eines Sorgerechtskonflikts mit seiner ehemaligen Partnerin in einem "psychischen Ausnahmezustand" befunden hatte. Der Mann sei nach einem Streit zu deren Wohnung im niedersächsischen Stade gefahren und dann mit der gemeinsamen Tochter geflüchtet und zum Flughafen gefahren. Die Frau erstattete umgehend Strafanzeige wegen Kindesentziehung.

Schon bei der Entführung fiel mindestens ein Schuss

Die weiteren Ermittlungen hatte am Montag wegen "der Bedeutung der Sache" die für Staatsschutzdelikte zuständige Zentralstelle der Generalstaatsanwaltschaft in Hamburg übernommen. Das teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit. Laut Generalstaatsanwaltschaft hatte der Beschuldigte schon bei der Entführung seiner Tochter in Stade mindestens einen Schuss aus einer Pistole in die Luft abgegeben. Nachdem er am Flughafen die Schranke durchbrochen hatte, sagte der Mann in einem Notruf an die Polizei, er habe eine Bombe bei sich. Er forderte für sich und seine Tochter eine Ausreise in die Türkei. Außerdem gab er drei Schüsse ab und warf zwei Brandsätze aus dem Auto.

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Wegen der Drohungen hatten die Einsatzkräfte zunächst nicht zugegriffen. Nach seiner Aufgabe fanden sie bei dem Mann außer der Schusswaffe eine selbstgebastelte Sprengstoffgürtelattrappe - ein mit Alufolie umwickeltes Buch mit eingesteckten Drähten. Die Auswertung der anlässlich der Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten in Buxtehude sichergestellten Gegenstände dauert an.

Mann verschwand schon einmal mit der Tochter

Laut Generalstaatsanwaltschaft und Polizei war der Beschuldigte schon 2022 unberechtigt allein für mehrere Monate mit seiner Tochter in die Türkei gereist. Die Mutter konnte das Kind später wieder nach Deutschland zurückzuholen. Ein Strafverfahren gegen den 35-Jährigen wegen Kindesentziehung sei seinerzeit mit einer Geldstrafe angeschlossen worden.

Keine äußerlich verletzten Personen

Personen wurden bei der Geiselnahme äußerlich nicht verletzt. Der Beschuldigte sitzt in Hamburg in Untersuchungshaft. Es besteht der Haftgrund der Fluchtgefahr. Die Polizei geht davon aus, dass der Sorgerechtsstreit um die Vierjährige Hintergrund der Geiselnahme war. Der Ex-Frau war das alleinige Sorgerecht zugesprochen worden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 06.11.2023 | 17:00 Uhr

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Flugverkehr

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