Frachter im Roten Meer attackiert: Hapag-Lloyd stoppt Schiffe
Ein Schiff der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd ist im Roten Meer unter Beschuss geraten. Hinter dem Angriff werden die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen vermutet. Die Reederei reagierte und stoppte mehrere Frachter. Der Reederverband fordert Marineschutz.
Das Hapag-Lloyd-Schiff "Al Jasrah" war nahe der jemenitischen Küste unterwegs, als es angegriffen wurde, so ein Sprecher der Reederei zu NDR 90,3. Die Attacke erfolgte nahe der Bab-Al-Mandab-Straße, bei Seeleuten auch "Tor der Tränen" genannt. Diese Meerenge müssen täglich Hunderte Schiffe passieren. Verletzt wurde niemand. An Bord ist nach Informationen von NDR 90,3 ein Brand ausgebrochen, der gelöscht werden konnte. Gutachter untersuchen derzeit die 370 Meter lange "Al Jasrah" auf Schäden, sie ist aber bereits weiter auf dem Weg nach Singapur.
Fahrten durch den Suez-Kanal gestoppt
In Folge des Angriffs bekamen acht Hapag-Lloyd-Schiffe von der Zentrale am Ballindamm die Anweisung, einen sicheren Ankerplatz zu suchen und abzuwarten. Im Moment fahre niemand durch das Rote Meer oder durch den Suezkanal, heißt es bei der größten deutschen Reederei. Der Stopp der Passagen soll zunächst bis Montag gelten. Auch die dänische Reederei Maersk, die Nummer zwei weltweit, hat sich zu einem solchen Schritt entschlossen. Am Sonnabend schloss sich auch MSC an.
Reederverband fordert Marineschutz mit deutscher Beteiligung
Zuvor hatte der Verband Deutscher Reeder an Deutschland und die EU appelliert, die Lage sehr ernst zu nehmen. Verbandschef Martin Kröger forderte militärischen Schutz für die Schiffe. Er sagte dem Hamburg Journal: "Wir müssen die Handelsschifffahrt jetzt schützen. Die Gefahrensituation ist immens. Wir müssen eine Schutzstruktur aufbauen, die auch die deutsche Marine beinhaltet, aber auch unsere Nato-Partner."
Auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), befürwortete eine mögliche Beteiligung der Deutschen Marine am Schutz des freien Seeverkehrs im Roten Meer.
Zuletzt mehrere Angriffe vor der jemenitischen Küste
In den vergangenen Wochen hat es bereits mehrere Angriffe auf Schiffe vor der jemenitischen Küste gegeben, auch auf ein US-Kriegsschiff. Am Freitag gab es Attacken mindestens auf zwei weitere Frachter, die für die Schweizer Reederei MSC fahren. Die Huthi-Rebellen im Jemen hatten angekündigt, aus Solidarität mit der Terrororganisation Hamas Schiffen mit Verbindung zu Israel den Weg zu versperren. Die Miliz will nach eigenen Angaben so lange alle Schiffe mit Kurs auf israelische Häfen angreifen, bis Israel die Lieferung von Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern in den Gazastreifen erlaube.
Baerbock: "Angriffe der Huthis müssen sofort aufhören"
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Freitag: "Die Bundesregierung verurteilt alle Angriffe auf Schiffe, natürlich auch den Angriff auf das Schiff von Hapag-Lloyd auf Schärfste." Die Angriffe der Huthis auf zivile Handelsschiffe im Roten Meer müssten sofort aufhören. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte bei einem Besuch in Wunstorf bei Hannover: "Wir prüfen gerade die Anfrage und die Optionen, die es dazu gibt. Wir sind aber noch nicht am Ende der Prüfung."