Forschungsteam des UKE macht Entdeckung im Kampf gegen Alzheimer
In Deutschland leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten davon sind an Alzheimer erkrankt - 450.000 erhalten diese Diagnose jedes Jahr. Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben nun eine neue Entdeckung gemacht, die Hoffnung macht.
Derzeit gilt die Krankheit als nicht heilbar, nur als etwas länger aufhaltbar. Nun gibt es einen neuen Ansatz: Das Forschungsteam am UKE hat ein Gen gefunden, das möglicherweise vor Demenz schützen könnte.
Forschung an Gehirnproben aus Kolumbien
Dafür untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 130 tiefgefrorene Gehirnproben. Diese stammen alle aus Kolumbien. Denn dort lebt eine Familie, in der alle Verwandten bereits mit 40 Jahren erste Gedächtnislücken hatten. Bei zwei Mitgliedern der Familie verlief die Krankheit aber anders. Bei ihnen hätten die kognitiven Probleme im Alter von Ende 60 oder Anfang 70 Jahren begonnen, berichtet Diego Sepulveda-Falla, Neuropathologe am UKE. "Bei ihnen brach die Krankheit bis zu 25 Jahre später aus als beim Rest ihrer Verwandten. Allein das macht sie super besonders."
Erkenntnis aus Spenderhirnen
Die beiden Betroffenen spendeten ihre Gehirne der Forschung. Diese waren von Alzheimer zerstört, viele Nervenzellen abgestorben. Doch die Region, wo vor allem Erinnerungen gespeichert werden, schien unversehrt. "Da waren mehr Neuronen. Eigentlich sterben die ab. Und in diesem Teil des Gehirns verschwinden sie normalerweise zuerst. Aber bei diesem Patient sah es so aus, als wären sie nie gestorben", so Sepulveda-Falla.
Eiweiß Reelin könnte Alzheimer in Schach halten
Vier Jahre lang forschte das Team des UKE zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den USA und Kolumbien. Sie fanden im Erbgut des Patienten das Eiweiß Reelin. In einer Fachzeitschrift veröffentlichten sie kürzlich ihre Erkenntnisse: Das Eiweiß halte die Krankheit in Schach und es reiche, wenn es vermutlich nur die Region des Hippocampus intakt halte.
Das Team um Sepulveda-Falla hofft, aus dieser Erkenntnis ein Medikament entwickeln zu können: "Wenn eine Person eine erbliche Alzheimer-Mutation in sich trägt und die Krankheit dann nicht ausbricht, weil ein Gen das verhindert, dann heißt das, dass es einen natürlichen Schutz vor Alzheimer gibt. Wenn wir die Wirkung des Reelin-Gens mit einer Tablette nachahmen könnten und wir geben diese einer Person, die das Alzheimer-Gen in sich trägt, dann wird es die Krankheit vielleicht verhindern oder sie viel später ausbrechen lassen."
Entwicklung eines Medikamentes wird Jahre dauern
Bis daraus eine neue Behandlungsmethode entsteht, wird es noch Jahre dauern. Die Entwicklung von Medikamenten sogar noch länger. Dennoch: Es ist ein neuer Hoffnungsschimmer für alle Betroffenen.