"Elternlotsen": Hilfe für Flüchtlinge im Alltag
Für Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, ist es nicht leicht, sich hier zurechtzufinden. Integration bedeutet schließlich mehr, als die Sprache zu verstehen oder ein Dach über dem Kopf zu haben. Für Familien mit kleinen Kindern ist diese Situation besonders schwierig. Alltägliche Dinge stellen oft große Hürden dar: Sie wissen nicht, wie sie einen Arzt finden oder wie Schule und Kita in Deutschland organisiert sind. Um das Ankommen für junge Familien zu erleichtern, gibt es jetzt im Hamburger Stadtteil Billstedt ehrenamtliche "Elternlotsen". Die NDR Info Perspektiven stellen das Projekt vor.
Der Großteil der Billstedter "Elternlotsen" hat selbst einen Migrationshintergrund. Viele der Männer und Frauen wissen sogar aus eigener Erfahrung, wie es ist, als Flüchtling nach Deutschland zu kommen. Mittlerweile haben sie hier eine neue Heimat gefunden und wollen neu angekommenen Familien helfen. Die Ägypterin Randa, selbst Mutter von vier Kindern, unterstützt derzeit eine Familie aus Syrien. "Die syrische Familie ist gerade erst nach Hamburg gezogen und braucht viel Hilfe bei Gängen zum Arzt oder zu den Behörden," erzählt sie. Sie hilft ihnen auch bei der Suche nach einer Wohnung.
Eigene Erfahrungen als Grundlage
Randa weiß, wie schwierig es ist, sich in einer anderen Kultur zurechtzufinden, beim Besuch in den Behörden die richtigen Papiere auszufüllen, eine Wohnung oder einen Kita-Platz zu organisieren. Als sie vor einigen Jahren nach Hamburg gekommen ist, war auch für sie alles neu. Sie bekam damals Unterstützung von ihrem Ehemann, der bereits seit Jahren in Deutschland lebte. Bei der syrischen Familie, die Randa seit Kurzem als "Elternlotsin" betreut, ist das ganz anders. "Die Familie, die ich betreue, hat zwei Kinder, davon ist eines erst zwei Monate alt. Momentan haben sie noch kein richtiges Zuhause hier in Deutschland und wohnen in einer Erstaufnahmeeinrichtung. Wir müssen also erst mal eine Wohnung finden und dann erst können wir sie anmelden." Das größte Problem sei aber, dass sie noch kein Deutsch sprechen, weil sie erst seit sechs Monaten in Deutschland seien.
Das Ankommen erleichtern
Vormittags, wenn ihre eigenen Kinder in der Schule oder Kita sind, begleitet Randa die syrische Familie zu den Behörden, übersetzt beim Arzt oder erklärt, wie man in Hamburg mit Bus und Bahn vorankommt. Das sei eine wichtige Unterstützung, erklärt Thomas Schlesier, einer der Organisatoren der Billstedter "Elternlotsen".
"In den Flüchtlingsunterkünften bekommen die Menschen oft erst eine sogenannte Verweisberatung. Das heißt, sie bekommen einen Zettel in die Hand, mit der Aufforderung, zum Jobcenter zu gehen und dort etwas auszufüllen." Vor Ort verstünden viele aber gar nicht, was dort geschrieben stehe und bräuchten eigentlich einen Lotsen. Die "Elternlotsen" sollen das Ankommen erleichtern.
Projekt zunächst zeitlich befristet
Das Konzept hat neben Thomas Schlesier auch Georgina Kopschek von der sozialen Stiftung Rauhes Haus gemeinsam mit der städtischen Elternschule Billstedt entwickelt: "Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass die 'Elternlotsen' doch sehr selbstständig sind, sich auch untereinander vertreten, sehr aktiv sind, vieles schaffen und sich einbringen," berichtet sie zufrieden. Das Projekt "Elternlotsen" ist zunächst auf drei Jahre befristet. Die Organisatoren hoffen, dass es im Anschluss verlängert werden kann, wenn es weiterhin so gut angenommen wird. Denn, da sind sie sich sicher, gerade die Art und Weise, wie Flüchtlinge hier ankommen, könne wegweisend sein für die spätere Integration.