Drei Vorstände müssen Aurubis in Hamburg vorzeitig verlassen
Beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis müssen drei Vorstände vorzeitig gehen, darunter Unternehmenschef Roland Harings. Anlass sind die Diebstähle und Betrügereien mit Schrottlieferungen, die Aurubis einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet haben.
Bereits Ende Februar muss der Produktionsvorstand bei Aurubis gehen, der Finanzchef bleibt nur noch bis Ende Juni - und Vorstandschef Roland Harings räumt Ende September seinen Posten. Darauf hat sich der Aufsichtsrat des Unternehmens mit den drei Managern geeinigt. Allein die erst Anfang 2023 bestellte und für das aufstrebende Recyclinggeschäft zuständige Vorständin Inge Hofkens behält ihr Vorstandsmandat.
"Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit", so der Aufsichtsrat.
Suche nach Kandidaten für Vorstand hat begonnen
Nach Informationen von NDR 90,3 hat die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten bei Aurubis bereits begonnen. Außerdem soll vorübergehend auch ein Manager aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand wechseln.
Aufsichtsrat ließ Anwaltskanzlei ermitteln
Der Aufsichtsrat hatte extra eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, um ermitteln zu lassen, ob die Vorstände für die Versäumnisse in den vergangenen Monaten und möglicherweise Jahren verantwortlich sind. Dazu zählt neben den Fällen von Diebstahl und Betrug auch ein schwerer Unfall auf dem Aurubis-Gelände. Drei Menschen waren im vergangenen Jahr gestorben, als bei Wartungsarbeiten plötzlich Stickstoff ausgetreten war.
Harings zeigte sich vor Ermittlungen zuversichtlich
Die Fälle von Diebstahl und Betrug waren lange unentdeckt geblieben. Das hatte bei den Mitgliedern des Kontrollgremiums Zweifel am Risikomanagement der Unternehmensführung geweckt. Harings, dessen Vertrag eigentlich bis Mitte 2027 lief, hatte sich Mitte Dezember noch zuversichtlich gezeigt, "dass die Untersuchungen ergeben, dass wir hier mit allen Sorgfaltspflichten und mit aller Verantwortung das Unternehmen geführt haben".
Aurubis will Standort Hamburg weiterhin ausbauen
Wegen der Diebstahlserie bei Aurubis müssen sich derzeit mehrere Männer vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Wer daneben für Betrügereien bei Schrottlieferungen verantwortlich ist, steht noch nicht fest. Der Aufsichtsrat will von den drei ausscheidenden Vorständen nach derzeitigem Stand keinen Schadenersatz einfordern. An den Investitionsplänen, etwa das Werk in Hamburg auszubauen, will Aurubis festhalten.