Aurubis: Ermittlungen gegen den Vorstand nach Millionenbetrug
Muss nach den Millionenbetrügereien beim Hamburger Kupferproduzenten Aurubis ein Teil des Vorstands seinen Hut nehmen? Der Aufsichtsrat des Unternehmens schließt das nicht aus und lässt gegen die Vorstände ermitteln.
Fast 170 Millionen Euro beträgt der Schaden, den Diebe und Betrüger bei Aurubis angerichtet haben. Zunächst war im Frühsommer bekannt geworden, dass eine Bande vor allem silberhaltige Edelmetalle gestohlen haben soll. Die Männer stehen derzeit vor Gericht. Bei einer Inventur danach kam ans Tageslicht, dass Aurubis außerdem bei Schrottlieferungen betrogen wurde. Die Täter sind noch nicht bekannt. Der Aufsichtsrat hat nun extra eine Anwaltskanzlei damit beauftragt zu untersuchen, wer im Vorstand für den Schaden verantwortlich ist.
Bericht soll Mitte Januar kommen
Der Bericht wird Mitte Januar erwartet, dann will der Aufsichtsrat um den ehemaligen Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt entscheiden, wie Aurubis am Dienstag bekannt gab. Man könne weder ausschließen, dass die amtierenden Vorstandsmitglieder ihr Amt fortführen, noch dass es zu einer vorzeitigen Trennung komme oder der Vorstand umstrukturiert werde, heißt es in einer Mitteilung.
Vorstandschef: Sicherheitsvorkehrungen erhöht
Vorstandschef Roland Harings sagte am Mittwoch, die Sicherheitsvorkehrungen in dem Unternehmen seien erhöht worden. "Insbesondere die ergriffenen Maßnahmen zur Werksicherheit, aber auch zur Prozesssicherheit, die wir jetzt ergriffen haben, lassen uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass eine solche Thematik uns in den kommenden Jahren noch weiter behelligen wird."
Harings: Aurubis in drei Fällen Opfer krimineller Aktivitäten
Harings sprach von insgesamt "drei Sachverhalten", bei denen Aurubis Opfer krimineller Aktivitäten geworden ist. Im ersten Fall gehe es um die im Juni bekannt gewordenen tonnenweisen Diebstahl edelmetallhaltiger Zwischen- und Nebenprodukte. In einem zweiten Fall gehe es darum, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten - wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden. Konkret gehe es dabei um hoch edelmetallhaltige Alt-Katalysatoren aus Autos, so Harings. Der Schaden wird auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag taxiert, von denen Aurubis 30 Millionen Euro aus Versicherungen abdeckt. Darüber hinaus gebe es einen weiteren - laut Geschäftsbericht "nicht vollumfänglich nachvollziehbaren" - Fehlbestand bei Edelmetallen in einem niedrigen dreistelligen Millionenbereich.
Schaden bei 169 Millionen Euro
Unter dem Strich bezifferte Harings den Inventurschaden auf 169 Millionen Euro. Das sind 16 Millionen Euro weniger als im Sommer zunächst angenommen.
Deutlicher Gewinnrückgang - weniger Dividende je Aktie
Der Gewinn von Aurubis ist aufgrund des Schadens durch den Diebstahl und die Betrügereien deutlich eingebrochen. Im Geschäftsjahr 2022/23 - bis Ende September - verdiente das Unternehmen nach eigenen Angaben vom Mittwoch unter dem Strich 141 Millionen Euro - nach 715 Millionen im Jahr zuvor. Die Dividende soll von 1,80 auf 1,40 Euro je Aktie sinken.
Aurubis plant Investitionen
Nach Angaben des Vorstands habe man trotz der Betrugsfälle den drittgrößten Gewinn in der Unternehmensgeschichte gemacht. Und der soll im kommenden Jahr steigen. Dazu investiert Aurubis kräftig. In den USA baut das Hamburger Unternehmen gerade für mehr als 700 Millionen Euro ein neues Werk. Dort locken die deutlich günstigeren Strompreise. Aber auch in Hamburg wird kräftig investiert. Rund 300 Millionen Euro steckt das Unternehmen in eine neue Anlage, in der hochwertige Metalle recycelt werden können. Einen zweistelligen Millionenbetrag kostet es, die Abgase noch besser zu filtern. Und schließlich soll noch mehr Wärme ins städtische Fernwärmenetz eingespeist werden. Dazu ist eine weitere Pipeline geplant.