Bundesweite Wohnungsnot: Auch in Hamburg spitzt sich die Lage zu
Der Deutsche Mieterbund warnt eindringlich: "So laut wie jetzt haben die Alarmglocken des Wohnungsmangels lange nicht mehr geschrillt", erklärte Präsident Lukas Siebenkotten am Donnerstag. Forschungsinstitute haben einen bundesweiten Mangel von 700.000 Wohnungen festgestellt. Auch in Hamburg spitzt sich die Lage zu.
Allein in der Hansestadt fehlen rund 50.000 Wohnungen, wie der Mieterverein zu Hamburg schätzt. Dessen Vorsitzender Rolf Bosse sieht einen Grund im starken Zuzug von Geflüchteten. Im Gespräch mit NDR 90,3 sagte Bosse: "Der Druck auf Hamburgs Wohnungsmarkt hat stark zugenommen durch Menschen, die hier gerne leben wollen oder müssen, weil sie vorm Krieg in der Ukraine flüchten." Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung schätzt, dass 60 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer eine eigene Wohnung gefunden haben. Andere leben in Notunterkünften, wie auch Tausende Migranten und Migrantinnen aus anderen Ländern.
Wohnungsunternehmen: Bund soll Vorschriften für Neubau lockern
Trotz der explodierten Baukosten hat Hamburgs Mieterverein-Chef Hoffnung, dass der Wohnungsbau wieder in Schwung kommt: Die Bauunternehmen müssten auf ihre üppige Rendite der letzten Jahre verzichten, so Bosse. Doch die winken ab: Selbst der sozial orientierte Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) erklärte, Neubau sei unbezahlbar geworden. Der Bund müsse endlich Vorschriften lockern. Die Zeit sei reif für ein Baubeschleunigungsgesetz. Die Politik müsse dringend vom Ankündigungs- in den Handlungsmodus wechseln und den Fokus auf die Schaffung bezahlbaren Wohnraums richten.
Bündnis fordert Sondervermögen für sozialen Wohnungsbau
Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft und Verbänden forderte am Donnerstag angesichts der Wohnungskrise ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für sozialen Wohnungsbau. 2022 seien in Deutschland nur rund 20.000 Sozialwohnungen neu gebaut worden, obwohl die Bundesregierung jährlich 100.000 bezahlbare Wohnungen anstrebt.
Pein: "Große gesellschaftliche Herausforderung"
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) teilte am Mittwoch mit: "Es ist derzeit eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen den Wohnraumbedarf zu decken." Im Hamburger "Bündnis für das Wohnen" werde der soziale Wohnungsbau bewusst fokussiert. Der neue Haushalt sieht für Wohnraumförderung laut Pein dieses Jahr insgesamt 175 Millionen Euro und nächstes Jahr 183 Millionen Euro vor. "Das gibt uns viele Möglichkeiten, wir werden die Förderkulisse weiter verbessern und dem Wohnraumbedarf insgesamt auch mit neuen Förderprogrammen begegnen."