Bürgerschaft debattiert über Lehrermangel in Hamburg
Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist in der Hamburgischen Bürgerschaft Vorwürfen der Opposition entgegengetreten, Maßnahmen gegen einen Lehrkräftemangel verschlafen zu haben.
Im vergangenen Jahr habe es mehr als 21.000 fest verbeamtete oder festangestellte Lehrkräfte an Hamburgs staatlichen Schulen gegeben - rund 30 Prozent mehr als bei seinem Amtsantritt, sagte Rabe am Mittwoch in der Aktuellen Stunde. Um dem steigenden Lehrerbedarf zu begegnen und gute Bildung auch in Zukunft zu sichern, wolle der rot-grüne Senat unter anderem die Zahl der Referendariatsstellen erhöhen und Zugänge zum Lehramtsstudium erleichtern.
Opposition kritisiert Senat
Vertreterinnen von CDU und Linken kritisierten in der Debatte, dass in Hamburg schon jetzt rund 268 Vollzeitstellen fehlten. Mehr als die Hälfte davon entfalle auf Stadtteilschulen - besonders in sozialen Brennpunkten und am Stadtrand sei die Besetzung schwierig, hieß es. Die vom Senat geplanten Maßnahmen kämen zu spät und reichten nicht aus, um dem sich verstärkenden Lehrermangel zu begegnen.
Linke: Selbstlob der Schulbehörde nicht angebracht
Es werde allerhöchste Zeit, dass die Schulbehörde die Notlage erkennt, sagte Sabine Boeddinghaus von der Linken. Das Problem sei an Hamburger Schulen bereits spürbar, das Selbstlob der Schulbehörde unangebracht. "Studienplätze im Lehramt müssen massiv ausgebaut werden", sagte sie.
CDU: Vorschläge kommen zu spät und sind zu vage
Die bisherigen Lösungsvorschläge bezeichnete Birgit Stöver von der CDU als nicht konkret genug. Sie sagte: "Ich bezweifele, dass diese Neuerungen die jungen Menschen dazu motiviert, jetzt Lehrer zu werden." Ihre Partei begrüße, "dass der Lehrermangel jetzt endlich angegangen wird, aber die Vorschläge kommen zu spät und bleiben zu vage".
Alexander Wolf von der AfD erntete viele Buh-Rufe der anderen Fraktionen, als er die steigende Zahl von Flüchtlingen in den Schulen als Wurzel des Problems anführte. Mit Blick auf die Lehrerausbildung warnte er insbesondere davor, bei den Deutsch-Sprachkenntnissen Abstriche zu machen. Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein bezeichnete die geplanten Maßnahmen rund um den Quereinstieg und die Beschäftigung von pensionierten Lehrkräften als "sinnvoll". Die Maßnahmen würden aber nur das Schlimmste verhindern.
Schulsenator zuversichtlich
Rabe betonte, dass es Hamburg bislang immer gelungen sei, die benötigten Lehrkräfte einzustellen. Der Senat werde bei den Referendariatsstellen jetzt noch einmal "eine Schippe drauflegen". Auch in Zukunft müssten in der Schulbildung keine Abstriche gemacht werden.