1.500 Menschen zeigen in Hamburg Solidarität mit Israel
Rund 1.500 Hamburgerinnen und Hamburger sind am frühen Montagabend in Hamburg auf die Straße gegangen, um nach dem Großangriff der Hamas auf Israel ein Zeichen gegen Gewalt und Antisemitismus zu setzen.
Die Kundgebung an der Reesendammbrücke begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des Hamas-Angriffes auf Israel. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: "In Hamburg ist kein Millimeter Platz für Antisemitismus und Feindseligkeit gegenüber Israel." Hamburg stehe an der Seite der jüdischen Gemeinde.
Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die nach eigenen Angaben befürchtet, "dass hierzulande antisemitische Akteure die legitime Verteidigung durch Israel missbrauchen werden, um Gewalt gegen Jüdinnen und Juden auch in Hamburg zu schüren." Die Stadt müsse dafür sorgen, dass Jüdinnen und Juden nicht auch in der Hansestadt zu Zielen würden. "Die Bilder aus Israel machen furchtbar betroffen", sagte der Hamburger Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Moritz Golombek. Unter den Teilnehmern, die sich im Nieselregen am Jungfernstieg eingefunden haben, waren unter anderem Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und CDU-Oppositionsführer Dennis Thering. Die Polizei zählte 1.500 Teilnehmende.
Tätlicher Angriff nach der Kundgebung
Am Rande der Kundgebung riefen vereinzelt Störer pro-palästinensische Parolen. Die Polizei erteilte ihnen Platzverweise. Der Hamburger Antisemitismus-Beauftragte Stefan Hensel berichtete im NDR Hamburg Journal, dass zwei seiner Mitarbeiterinnen, die eine Israel-Fahne bei sich führten, nach der Demonstration angegriffen worden seien. Nach Angaben der Polizei ist der jugendliche Täter, der eine der Frauen leicht verletzt habe, flüchtig.
Reaktionen von Politik und Glaubensgemeinschaften
Fegebank äußerte sich im Vorfeld der Demonstration bestürzt über den Angriff auf Israel: "Wir stehen fest an der Seite Israels und aller Jüdinnen und Juden. Wie dürfen nicht die Augen vor Antisemitismus, der auch aus muslimischen Kreisen kommt, verschließen - gerade auch zum Schutz von muslimischen Mitmenschen, die auch Hass und Gewalt in jeder Form ablehnen."
SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf betonte: "Aufgabe und Pflicht aller Demokratinnen und Demokraten ist es, sich entschieden gegen Menschenhass und Antisemitismus zu stellen." Die AfD-Fraktion will, dass der Senat eine Partnerschaft mit einer israelischen Stadt nach dem Vorbild Kiews organisiert.
CDU und FDP fordern Schließung des Islamischen Zentrums
Hamburgs CDU-Chef Dennis Thering sagte: "Das Existenzrecht Israels ist deutsche Staatsraison. Israel hat jetzt jedes Recht, sich entschieden gegen den Terror zu verteidigen." Die CDU forderte erneut die Schließung des Islamischen Zentrums (IZH) an der Alster. Das IZH, das an der Alster die Blaue Moschee betreibt, wird bereits seit 1993 vom Verfassungsschutz beobachtet und gilt als verlängerter Arm Irans. Auch die Hamburger FDP fordert eine Schließung des IZH. Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein sagte: "Rot-Grün muss endlich das IZH schließen, das dem Teheraner Mullah-Regime und seinen Terror-Freunden bei Hamas und Hisbollah nahe steht. Der wehrhafte Rechtsstaat darf sich von islamistischen Extremisten nicht vorführen lassen, erst recht nicht nach dem furchtbaren Massaker in Israel."
Linke: "Es ist Terror"
Auch Hamburgs Linke verurteilten den beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel als Terror. "Die Hamas ist keine Widerstandsbewegung", sagte die Fraktionsvorsitzende in der Hamburgischen Bürgerschaft, Cansu Özdemir. Sie sei eine islamistische Terrororganisation, "die von der türkischen und iranischen Diktatur unterstützt wird. Leichen zur Schau stellen und Kinder entführen ist kein Widerstand. Es ist Terror." Özdemir betonte, die Angriffe der Hamas setzten eine neue Eskalation der Gewalt in Gang, die für die Menschen in Israel und den palästinensischen Gebieten schreckliches Leid bedeute.
Islamische Schura reagiert mit "Schrecken und Bestürzung"
Mit "Schrecken und Bestürzung" reagierte auch die Schura Hamburg, der Rat der Islamischen Gemeinschaften in der Stadt. "Aufs Schärfste verurteilen wir die Gewalt gegen Zivilisten sowie die Entführung Unschuldiger", sagte der Schura-Vorsitzende Fatih Yildiz. Es brauche eine Friedenslösung, die nur am Verhandlungstisch zu erzielen sei. Yildiz hofft, dass die Gotteshäuser aller Religionen in diesen Tagen Orte des Gebets, der Trauer und des Friedens sind und bleiben.
Gebete in Kirchen
In den Hamburger Kirchen wurde bereits am Sonntag vielerorts für die Opfer und deren Angehörigen gebetet. Der katholische Erzbischof Stefan Heße sagte, "der Nahe Osten sei ein "weiterer Kriegsherd, der unsere Welt ins Wanken bringt". Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte, "ganz gleich, wie wir zum Nahostkonflikt mit all seinen Kriegen und verpassten Chancen auf Frieden stehen - hier ist eine zivilisatorische Grenze überschritten worden."