Stand: 01.03.2020 09:33 Uhr

Flüchtlings-FAQ: Zahlen, Daten, Fakten

Wie haben sich die Asylbewerberzahlen in Deutschland entwickelt?

Krisen, Kriege und Armut in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten und in Südosteuropa haben die Zahl der Asylbewerber in Deutschland in den vergangenen Jahren steigen lassen. Seit 2016 allerdings ging die Zahl zurück.

Manal aus Syrien füllt ein Formular aus © NDR Foto: Felix Meschede
In 2016 stellten 722.370 Menschen erstmals einen Antrag auf Asyl - so viele wie nie zuvor.

In 2019 gingen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 142.509 Erstanträge auf Asyl ein. Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr (161.931 Erstanträge) bedeutet dies einen Rückgang um zwölf Prozent.

Seit August 2016 war die Antragszahl stark gefallen. Asylbewerber hatten in den Vorjahren zum Teil mehrere Monate darauf warten müssen, Anträge zu stellen, sodass der Anstieg 2016 mit den Anstrengungen der BAMF-Mitarbeiter korrespondierte, Rückstände abzubauen.

Lange Zeit - nämlich von 1992 bis 2008 - waren die Asylbewerberzahlen in Deutschland kontinuierlich geschrumpft. Zuvor, als Folge der Grenzöffnungen früherer Ostblockländer und der Jugoslawien-Kriege Anfang der 1990er-Jahre, waren sehr viele Menschen nach Deutschland geflüchtet: 1992 stellten fast 440.000 Menschen einen Asylantrag. Der Bundestag verabschiedete daraufhin im Mai 1993 den sogenannten Asylkompromiss. Das Grundrecht auf Asyl wurde damals eingeschränkt, mit dem Ziel, "Asylmissbrauch" zu verhindern. Ein Flughafenverfahren und die Definition sicherer Herkunftsländer und Drittstaaten erleichterten die Abschiebung offenkundig aussichtsloser Antragsteller. Zudem wurde ein Asylbewerberleistungsgesetz eingeführt, das Antragsteller schlechter stellte als einheimische Sozialhilfeempfänger. Erst seit 2008 stieg die Zahl der Asylbewerber in Deutschland wieder.

Wie viele Flüchtlinge nehmen die norddeutschen Länder auf?

Abhängig von der Bevölkerungszahl und den Steuereinnahmen nimmt jedes Bundesland unterschiedlich viele Asylsuchende auf. Das Verteilungsverhältnis wird nach dem "Königsteiner Schlüssel" ermittelt, der jedes Jahr neu festgelegt wird. Das Prinzip: Wirtschaftlich starke Länder müssen mehr übernehmen. Fast die Hälfte der Asylsuchenden in Deutschland ist in den Erstaufnahme-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg untergebracht.

Wie kommen Flüchtlinge in Hamburg unter?

2019 stellten in Hamburg 3.551 Asylsuchende einen Erstantrag; 2018 waren es noch 4.139. Die meisten Flüchtlinge kamen 2019 aus Syrien (760), Afghanistan (683) und dem Iran (407). 223 unbegleitete Minderjährige waren zum Stichtag 31.12.2019 in Obhut.

Seit Mai 2015 befindet sich die Zentrale Erstaufnahme in Rahlstedt. Zudem sind drei weitere Erstaufnahmen in Betrieb. Insgesamt lebten dort 2019 1.077 Menschen. Ende 2017 waren noch 14 Erstaufnahmen in Betrieb. Außerdem lebten 2019 31.071 Menschen in Folgeunterkünften. Im Herbst 2017 hatte die letzte Notunterkunft der Stadt geschlossen.

Im Dezember 2016 schob Hamburg erstmals Asylbewerber aus Afghanistan in ihr Heimatland ab. 2019 wurden vier Afghanen in ihr Heimatland abgeschoben, 36 in andere EU-Staaten. 16 Afghanen kamen ihrer Abschiebung mit einer Ausreise zuvor. Insgesamt wurden 1.631 Rückführungen vorbereitet. Davon konnten 419 nicht vollzogen werden. Die allermeisten Abschiebungen scheitern laut Innenbehörde daran, dass die Person nicht angetroffen wurde, Familienverbünde unvollständig sind oder gesundheitliche Gründe vorliegen.

Knapp 8.770 ausreisepflichtige Menschen lebten demnach zum Stichtag 31. Dezember 2019 in der Hansestadt - knapp 6.330 mit einer Duldung.

Wie ist die Lage in Schleswig-Holstein?

4.183 Asylbewerber ließen sich 2019 neu in Schleswig-Holstein registrieren, rund sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Die drei zugangsstärksten Länder 2019 waren Afghanistan (938), Iran (837) und Syrien (816). 2015 hatte das Land 35.000 Menschen aufgenommen. Die durchschnittliche Belegung der drei Landesunterkünfte im Dezember betrug in Neumünster 610, in Boostedt 461 und in Rendsburg 504. In Glückstadt wird es künftig eine von Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam betriebene Abschiebehafteinrichtung geben.

2019 reisten laut Landesregierung 757 abgelehnte Asylbewerber vor ihrer Abschiebung aus. 486 Menschen wurden in ihre Herkunftsländer oder in Drittländer abgeschoben.

Was sind die Besonderheiten in Niedersachsen?

2019 wurden in Niedersachsen 13.741 Asylerstanträge gestellt, 2018 waren es noch 16.848. 2015 waren es gut 34.200. Damals stellten die Asylsuchenden das Land vor einige Schwierigkeiten bei der Unterbringung. So war das Lager Friedland, das regulär 700 Plätze hat, im Sommer 2015 mit mehr als 3.000 Menschen völlig überbelegt. Viele Flüchtlinge wurden in Zelten untergebracht.

Die Landesaufnahmebehörde verfügt aktuell über fünf Standorte. Davon sind zwei Standorte gleichzeitig Ankunftszentrum und Erstaufnahmeeinrichtung und drei Standorte Erstaufnahmeeinrichtung mit insgesamt knapp 5.500 Plätzen. Zum Stichtag 16.01.2020 wohnten dort insgesamt 4.100 Personen. Im Jahr 2019 wurden von der Landesaufnahmebehörde 6.606 ausländische Staatsangehörige (Asylbegehrende, Aufnahmen im Rahmen von Resettlement und Humanitären Aufnahmen) nach dem Aufnahmegesetz niedersächsischen Kommunen zugewiesen.

2.641 unbegleitete Minderjährige erhielten zum Stichtag 20.12.2019 Leistungen der Jugendhilfe.

In Niedersachsen gab es 2019 laut Innenministerium 1.104 Abschiebungen, 419 davon im Rahmen von Dublin-Überstellungen. Vier Menschen wurden nach Afghanistan gebracht. Weitaus mehr Menschen kamen ihrer Ausreisepflicht vor der Abschiebung nach: 1.937 Menschen haben nach jetzigem Stand das Programm zur sogenannten freiwilligen Rückkehr genutzt - 1.287 abgelehnte Asylbewerber wurden dabei unterstützt.

23.318 ausreisepflichtige Personen lebten 2019 im Land - 18.844 Personen davon mit einer Duldung.

Wie sieht die Situation in Mecklenburg-Vorpommern aus?

2019 haben 2.548 Menschen einen Asylerstantrag in Mecklenburg-Vorpommern gestellt. 2018 waren es 2.828, 2015 knapp 20.000. Der Großteil zog damals allerdings in andere Bundesländer weiter; nur schätzungsweise ein Viertel der Menschen blieb im Nordosten. Hauptherkunftsländer im Jahr 2019 waren Syrien, Iran und Afghanistan.

Zum Stichtag 17. Januar 2020 wurden durch die Jugendhilfe 357 unbegleitete Minderjährige oder junge Volljährige 357 betreut.

Die Erstunterbringung von Flüchtlingen erfolgt in den beiden regulären Aufnahmeeinrichtungen in Nostorf/Horst (Kreis Ludwigslust-Parchim), wo 2019 286 Menschen untergebracht waren, und Stern-Buchholz bei Schwerin, wo 526 Geflüchtete lebten. In den Gemeinschaftsunterkünften der Landkreise und kreisfreien Städte waren mit Stand Dezember 2019 durchschnittlich 3.251 Personen untergebracht.

341 Menschen wurden im Jahr 2019 abgeschoben, davon 130 Dublin-Überstellungen. Zwei Menschen davon wurden nach Afghanistan zurückgeführt. 343 Menschen reisten vor ihrer Abschiebung aus.

Etwa 3.665 ausreisepflichtige Menschen leben laut Ministerium für Inneres im Nordosten.

Bundesweit gültige Informationen

Welche Rechte und Pflichten haben Asylbewerber? Mit welchen finanziellen Mitteln werden sie unterstützt? Darüber informiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf seiner Internetseite. Dort wird auch über die aktuellen Gesetzesänderungen informiert. Weitere Informationen, beispielsweise darüber, wie viele Menschen weltweit auf der Flucht sind, finden sich auf der Internetseite des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

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