Round Midnight
Mittwoch, 24. April 2024, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Marianne Therstappen
Ganz zu Recht wurde der Jazz-Bassist Niels-Henning Ørsted Pedersen allerorten als "The Great Dane" bezeichnet, zählt der große, ja, großartige Däne doch zu den genialen Vertretern seines Faches. Geboren wurde Niels-Henning Ørsted Pedersen, abgekürzt auch als NHØP bekannt, am 27. Mai 1946 in Osted auf Seeland im Nordosten Dänemarks. Er hatte als Junge mit dem Klavierspiel angefangen, wechselte aber bald zum Bass und spielte bereits als Jugendlicher in dänischen Jazzbands.
Kaum zu glauben, dass der begabte Sechzehnjährige ein Angebot von Count Basie ablehnte, in seinem Orchester mitzuspielen. Er wollte nicht nach Amerika. Die amerikanischen Jazzmusiker hingegen strebten nach Europa, nach Paris, nach Kopenhagen. Und genau dort, im Jazzhus Montmartre musizierte NHØP mit den Pianisten Bud Powell und Bill Evans, mit den Saxofonisten Ben Webster, Dexter Gordon und Stan Getz.
Mit dem Pianisten Kenny Drew verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Prägend war die lange Zusammenarbeit mit Oscar Peterson, bei dem er als Nachfolger von Bassist Ray Brown wirkte. In Big Bands wie der von Thad Jones lernte er, sich einzuordnen. Doch NHØP war kein Rhythmus-Begleiter, er war ein Solist. Er spielte den Bass fast wie eine Gitarre, brachte sowohl volle Akkorde als auch singbare Melodien zum Klingen. Atemberaubend seine Duos und Trios mit Gitarristen wie Joe Pass, später mit Ulf Wakenius, berührend seine Liebe zur dänischen Folklore, spannend sein fast futuristisches Zusammenspiel mit den Trompetern Palle Mikkelborg und Miles Davis.
Er musizierte auf zahlreichen Jazzfestivals rund um den Erdball. Auch beim NDR war er häufig zu Gast. Am 19. April 2005 starb Niels-Henning Ørsted Pedersen. Nur wenige Wochen zuvor war er im Rolf-Liebermann-Studio des NDR in Hamburg aufgetreten. Unvergessen.