Jazz – Round Midnight
Freitag, 11. Februar 2022, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Sarah Seidel
"Die Musik ist die Show, nicht der Musiker! Man sollte als Musiker immer die Musik präsentieren, nicht andersrum". Das gibt der Altsaxofonist Gary Bartz vor allem jungen Musikern mit auf den Weg, die womöglich mehr an ihrem Ego interessiert sind als an der Musik selbst. Für Bartz ist Musikmachen Teamplay, aber vor allem gemeinsames Hören. Ohne das geht bei ihm gar nichts. Musik ist für Gary Bartz kein Wort, sondern eine Art Religion. Ein Spiel mit guten Energien.
Kein Wunder, dass er 1977 ein Album aufnahm, das er "Music Is My Sanctuary" nannte. Als sechsjähriges Kind wollte Gary Bartz unbedingt Saxofon lernen, nachdem er Platten von Charlie Parker im Haus seines Onkels gehört hatte. Als Teenager freundete er sich mit dem Schlagzeuger Max Roach an. Nicht nur Max Roach, sondern auch Art Blakey, Lee Morgan und Charles Mingus wussten, was sie von Gary Bartz erwarten konnten, als sie ihn in den 1960er Jahren in ihre Bands holten. Ein paar Jahre später war der Saxofonist auch Mitglied in der Band von Miles Davis.
"Jazz" – für Gary Bartz nicht das richtige Wort
Nach New York war der junge Gary Bartz 1958 gekommen, wo er zunächst an der "Juilliard School" studierte. Als Bandleader führte er ab den späten 1960er Jahren seine eigenen Gruppen an. Mit "NTU Troop", gegründet Anfang der 1970er Jahre, nahm er Alben auf, die heute bei Sammlern der DJ- und Clubszene sehr beliebt sind. Gary Bartz machte Aufnahmen mit dem Trompeter Woody Shaw und dem Pianisten McCoy Tyner, aber auch viel mit Sängerinnen und Sängern, darunter Shirley Horn, Chaka Khan, Syreeta Wright und Andy Bey. Man konnte Bartz über die Jahre in Avantgarde-, Funk- und sogar Disco-Gefilden hören. Heute, mit über 80, nimmt er regelmäßig noch neue Alben mit jüngeren Musikern auf, zuletzt mit der Band "Maisha" aus London.
Mit dem Wort "Jazz" hat Gary Bartz ein Problem, wie auch früher schon Duke Ellington und Miles Davis. Für ihn ist alles Musik, die man entweder mag oder eben nicht. 2012 war Arne Reimer zu Gast bei Gary Bartz in einem kleinen Ort in der Nähe von Philadelphia und hat den sympathischen, auskunftsfreudigen Musiker zuhause interviewt und fotografiert.