Jazz – Round Midnight
Dienstag, 24. Mai 2022, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Bert Noglik
Er zählt zu den letzten großen Gestalten, die den Umbruch des Jazz in den sechziger Jahren mitgestaltet und das Feuer bis in die Gegenwart hinein weiter getragen haben. Mit dem Drang zu unmittelbarer Mitteilung fand er Anschluss an die Jazz-Avantgarde. Archie Shepp begann als einer der jungen Wilden unter dem Patronat von John Coltrane. Er war an Coltranes epochaler Einspielung "Ascension" beteiligt und legte als Visitenkarte für das "Impulse!"-Label das Album "Four for Trane" vor.
Archie Shepp richtete sich mit seiner Musik von Anfang an gegen den Status quo. Rebellion und Klanginnovation gingen dabei Hand in Hand. Mit Platten wie "Fire Music", "The Cry of My People" oder "Attica Blues" schuf Shepp flammende Pamphlete. Der zornige Schrei nach Freiheit und Gleichberechtigung ist seiner Musik ebenso immanent wie das Streben nach tiefer Innerlichkeit.
Mit seiner Rückbesinnung auf die Tradition bezieht sich Archie Shepp auf das Kontinuum der afroamerikanischen Musik, geht es ihm um Authentizität und Überzeugungskraft. Sein Poem "Mama Rose", das er seiner Großmutter gewidmet hat, gleicht einem Stück individueller Mythologie, mit dem er einen Bogen von der Familiengeschichte zum Freiheitskampf der Black People schlägt. Vor allem, bekennt Shepp im Gespräch, wolle er mit seiner Musik eine Geschichte erzählen.