NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 20. Juni 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
Händel war nicht nur beim Komponieren ein kreativer Geist. Er hatte auch ein Händchen für's Geschäft und ein gutes Gefühl für sein Publikum. Als sein King's Theatre am Londoner Haymarket durch die Opera of the Nobility Konkurrenz bekam, machte er aus der Not eine Tugend: keine italienischen Opern mehr, sondern englische Oratorien, mit englischen Sängerinnen und Sängern, grandios besetztem Orchester und dramatischen Geschichten mit biblischem Hintergrund.
1733 führte er dort "Deborah" auf, sein dreiteiliges Oratorium über die Vision einer Frau aus dem Alten Testament: Deborah, die den Tod eines feindlichen Kriegsherren durch eine andere Frau vorhersieht und damit die Befreiung der Israeliten aus 20 Jahren Fremdherrschaft.
Ungewöhnliche Frauenfiguren
Die Geschichte spielt vor über 3.000 Jahren im Jordanland, ziemlich genau in der Region des heutigen Israels. Die Kanaanäer unterdrückten dort jahrzehntelang in Fremdherrschaft das Volk Israel - in der Bibel "Israeliten" genannt. Die Geschichte, die auf einer Erzählung des Alten Testaments im Buch der Richter fußt, spielt an einem einzigen Tag. Parallelen zur heutigen Kriegs- und Krisensituation im Gazastreifen sind offensichtlich.
Bereits zum dritten Mal war Nicholas McGegan mit einem Händel-Oratorium in Hannover-Herrenhausen zu Gast. In der Barock-Reihe dirigierte er am 12. April die NDR Radiophilharmonie und brachte beeindruckende Solist*innen mit, unter ihnen die aus Indien stammende Sopranistin Sherezade Panthaki in der Rolle der Deborah. Das Collegium Vocale Hannover und die Capella St. Crucis Hannover übernahmen die Chorpartien.
Eine Sendung von Petra Rieß.