Sendedatum: 28.04.2017 | 15:20 Uhr
1 | 10 Viele Muslime trinken keinen Alkohol. Gerade in der Fastenzeit, die bald beginnt, halten sie sich fern von allen Dingen, die im Islam verboten sind. Dabei zeigt ein Blick in die islamische Geschichte: Neben dem sogenannten Wein- oder Alkoholverbot, das im Laufe der Zeit immer normativer wurde, existierte auch eine gelebte Weinkultur. Das wird auch in der hier abgebildeten Gartenszene deutlich. Quelle: Hafiz Diwan (Iran 1539), Walters Manuskript W.631, The Walters Art Museum (CC BY-SA 3.0)
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2 | 10 Stefanie Brinkmann, Professorin für Islamwissenschaften an der Universität Hamburg: "Wir haben ab dem neunten Jahrhundert Prosaschriften zum Wein und zu Weinzeremonien. Das sind sehr ausgefeilte Werke, die sich mit der Weinkultur beschäftigen. Unzählige Weingedichte preisen den Wein. Wir wissen von Herrschern, die Wein konsumiert haben. Wir wissen von Weinhäusern und Bierhäusern, die einige Herrscher geduldet haben, weil das immer auch mit Steuereinnahmen verbunden war. Andere Herrscher, die strenger islamisch waren, haben solche Einrichtungen geschlossen. Wir wissen also: Wein gab es, Wein wurde getrunken."
3 | 10 Benjamin Idriz, Imam und Autor in Penzberg, ist einer der bekanntesten muslimischen Geistlichen in Bayern: "'Alkohol ist die Mutter jeden Übels', hat der Prophet Muhammed gesagt. Moderne Studien beweisen diese Aussage: Häusliche Gewalt, Mord, Vandalismus, Schändung des Körpers - all das sind die dramatischen Konsequenzen des Alkoholkonsums. Aus diesen Gründen ist Alkoholkonsum, auch in geringem Maße, im Islam verboten. Auch wenn wir in einer Gesellschaft leben, in welcher Alkoholkonsum tief verwurzelt ist, sollten wir ihn konsequent vermeiden!"
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4 | 10 Nicht nur im sunnitischen und schiitischen Islam, auch in allen Rechtsschulen gilt Alkohol als haram, also als verboten. Im Koran, der Heiligen Schrift des Islam, befassen sich mehrere Verse mit dem Alkoholkonsum.
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5 | 10 Die Aussagen im Koran sind nicht eindeutig: Einerseits ist der Genuss von Alkohol durchaus erlaubt, anderseits ganz klar verboten.
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6 | 10 Esnaf Begic, Imam und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück: "Das Alkoholverbot im Islam galt nicht von Beginn an und erfolgte nur schrittweise. Es ist der Beleg dafür, dass die Offenbarung die Menschen auf das strikte Verbot psychisch und physisch vorbereitete. Insofern kann diese Tatsache in keinster Weise als Grundlage für eine Relativierung des Verbots genommen werden. Es ist sowohl in religiöser Hinsicht, als auch im Hinblick auf den vielfältigen gesundheitlichen und sozialen Schaden wichtig, alle - insbesondere aber junge Menschen - vor dem Alkoholkonsum zu bewahren."
7 | 10 Ali Özdil, Leiter des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts in Hamburg: "Interessanterweise ist es so, gerade bei Jugendlichen, dass unter allen Verboten im Islam das Schweinefleischverbot am stärksten eingehalten wird, aber Alkohol konsumiert wird. Und es gibt Länder, in denen Alkohol verboten ist wie in Saudi-Arabien. Aber dann fliegen sie nach Paris und konsumieren da Alkohol."
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8 | 10 Es gibt zahlreiche Fatwas, islamische Rechtsgutachten, zum Thema Alkohol. Die Fragen, die die muslimischen Gelehrten klären sollen, sind ganz unterschiedlich. Manche Gläubige möchten wissen, ob es erlaubt ist, an einem Tisch zu sitzen, an dem Alkohol getrunken wird oder ob sie alkoholhaltiges Parfum tragen dürfen. Andere Muslime sind unsicher, ob sie Medikamente nehmen dürfen, die Alkohol enthalten.
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9 | 10 Peter Heine war Professor für Islamwissenschaft des nicht-arabischen Raumes an der Berliner Humboldt-Universität: "Es ist schon interessant, dass fromme Leute auch lebenswichtige Medikamente, die Alkohol enthalten, ablehnen. Obwohl es genügend entsprechende Rechtsgutachten gibt, in denen gesagt wird, dass es in dem Fall sogar genommen werden muss."
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10 | 10 Ceylan Sert, Heilerziehungspflegerin bei der Ökumenischen Jugendhilfe in Belm im Landkreis Osnabrück: "Ich trinke keinen Alkohol, weil es ein striktes Verbot im Islam gibt. Was mit Tabus belegt ist, reizt den Menschen am meisten. Doch ich hatte noch nie Interesse an Alkohol. Dabei wäre es schon oft leicht gewesen, es einfach mal auszuprobieren. In meiner Familie gibt es durchaus nahe Verwandte, die gerne manchmal Alkohol konsumieren. Mein Motto lautet: Solange keine zweite Person davon Schaden trägt, muss jeder selber entscheiden, was er tut. Denn die Rechenschaft obliegt Gott allein."