Kerim Pamuk © Kolja von der Lippe Foto: Kolja von der Lippe

Sport und Islam: Muslime sind auch nur Menschen

Stand: 26.07.2024 10:27 Uhr

Die Olympischen Spiele in Paris werden heute feierlich eröffnet. Mit einem Augenzwinkern geht der Kabarettist Kerim Pamuk der Frage auf den Grund, welchen Stellenwert Sport und Fitness im Islam haben.

von Kerim Pamuk

Möchte man als Muslima oder Moslem ein neuzeitliches Thema wie zum Beispiel "Fitness" nach der Kompatibilität mit dem eigenen Glauben abklopfen, beginnt man immer mit der naheliegenden Frage: Hat der Prophet dazu etwas gesagt? Denn glaubt man Koran und Hadithen, hat der Prophet eine ganze Menge gesagt.

Ähnlich dem türkischen Staatsgründer Atatürk, der sich offensichtlich zu wirklich jedem Thema geäußert hat und seinen Anhängern als gesellschaftspolitischer, wissenschaftlicher, philosophischer und kultureller Zehnkämpfer gilt, hat wohl auch der Prophet des Islam kein Thema ausgelassen. So muss man nicht lange forschen oder auslegen, um zu konstatieren: Muhammad war der erste Sportler und zugleich auch der erste Sportfan des Islam.

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Prophet Muhammad liebte Ringen und Kamelrennen

Laut der Überlieferung betrachtete Muhammad den Körper als "Amana", als ein von Gott dem Menschen anvertrautes Gut, für das er verantwortlich ist und im Jenseits Rechenschaft ablegen wird. 'Body Care' stand beim Propheten hoch im Kurs und er liebte Ringen, Kamel- und Pferderennen. Er soll sogar ein guter Schwimmer gewesen sein. Die modernen pseudoreligiösen Auswüchse à la "Dein Körper ist dein Tempel" hätte er wahrscheinlich verdammt, aber es war ihm wohl wichtig, seinen Anhängern den Wert von Bewegung und Gesundheit zu vermitteln. Er soll mit den Weggefährten auf dem Kamel um die Wette geritten sein und in späteren Jahren mit seiner Lieblingsfrau Aischa zum Spaß ein Wettrennen veranstaltet haben. Das Ergebnis war ein eheharmonisches Unentschieden: Einen Lauf gewann Aischa und den anderen Muhammad. Unter seinen Anhängern soll er die besten Bogenschützen und die Sieger von Kamel- und Pferderennen mit Geschenken überhäuft haben.

Das Fleisch ist oft schwach

Als sportliches 'Role Model' taugt der Prophet also allemal, aber Muslime sind halt auch nur Menschen. Egal wie stark der Glaube ist, das Fleisch ist oft schwach oder faul. Es hat eine Weile gedauert, bis Muslime realisiert haben, dass die Grünanlagen der Republik sich nicht nur hervorragend zum Grillen und Dösen eignen, sondern auch durchaus zum Sport. So sieht man neuerdings öfter kleine Gruppen junger Muslimas, die in Sneakers durch den Park joggen und dabei natürlich trotzdem perfekt geschminkt sind. Ihre männlichen Pendants machen es ihnen nach, verhalten sich dabei aber wie alle Männer weltweit. Überambitioniert aber hochmotiviert rennen sie los, um nach fünf Minuten mit Seitenstechen nach Luft zu japsen, wie der Allergiker im Pollenbad. Übung macht bekanntlich den Meister und nur regelmäßiges Training bringt das Hüftgold zum Schmelzen, dass sie sich durch Döner- und Falafel-Teller kombiniert mit der obligatorischen Cola angefuttert haben.

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Kerim Pamuk © ndr.de Foto: Jil Hesse

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Es ist noch ein langer Weg

Immer mehr gläubige Muslime betätigen sich sportlich und man sieht sie nicht mehr nur als anfeuernde Eltern von Fußball spielenden Kindern auf den Bolzplätzen des Landes. Aber es ist noch ein langer Weg, bis sich in allen Köpfen die Erkenntnis durchsetzt, dass sportliche Aktivität die Gesundheit und das Wohlbefinden fördert und keine Frage von Schicklichkeit, Alter, Geschlecht oder Glauben ist. Sie müssen ja nicht gleich "in ein Verein hineintreten", wie es der große Kurt Tucholsky so schön sagte, aber ein kleines Wettrennen mit dem Partner nach der Grillorgie im Park wäre ein Anfang.

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