Fußball im Ramadan: "Der Körper gewöhnt sich dran"
Während des Ramadan verzichten gläubige Musliminnen und Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken - auch beim Sport. Wie gehen junge Fußballer mit dieser Situation um?
Beim TSG Concordia Schönkirchen, einem Ort nordöstlich von Kiel, spielen auch junge Muslime im Alter von 18 bis Ende 20. Im März ging relativ früh die Sonne unter, sodass die Jungs vor dem Training schon etwas Essen und Trinken konnten, sagt Volkan Töremen: "Man haut sich nicht den Magen voll, weil man sonst nicht laufen kann und Seitenstiche bekommt. Aber ein Apfel, eine Banane, irgendwas Leichtes, das geht auf jeden Fall."
Bis dahin gilt es, tagsüber durchzuhalten, sagt Halil Can Karakaya: "Das geht auch. Einige Leute tun sich damit ein bisschen schwer, aber das ist machbar. Es ist ja auch nur für einen Monat und nicht für ein halbes Jahr oder so."
Fasten: "Anfangs ist es ungewohnt"
Es geht darum, auch einmal verzichten zu können. Das sei eine Kopfsache, sagt Volkan Töremen: "Anfangs ist es ungewohnt, die ersten sechs, sieben Tage, radikal nichts mehr zu essen oder zu trinken. Es ist eine Umstellung, aber der Körper gewöhnt sich dran."
Gut für den Körper sei das, davon ist der Sportler überzeugt, aber vor allem hat, im Ramadan zu fasten, für ihn eine religiöse Bedeutung: "Dass man gerade in dieser Zeit sich viel mit der Religion beschäftigt, viel mit sich selbst beschäftigt, mit der Familie Zeit verbringt, und gerade auch an Menschen denkt, die tagtäglich nichts zu essen und zu trinken haben - das ist der Hauptgrund."
Die Leistungen im Training und im Spiel leiden nicht wirklich darunter, meint Serhat Oruc: "Meine Erfahrung generell mit dem Fasten und mit dem Leistungssport sind eigentlich eher positiv, weil ich schon seit zehn Jahren immer den Ramadan durchgezogen habe. Natürlich gibt es den einen oder anderen Tag, wo man das spürt, dass die Kohlenhydrate oder Sonstiges im Körper fehlen."
Fasten ist nicht nur Kopfsache
Neulich beim Spiel gegen den Nachbarverein, das sie haushoch verloren haben - das war so ein Tag, berichtet Volkan Töremen, an dem das Fasten aber nicht nur Kopfsache war: "Ich fand es schon schwieriger. Man hat schon ein bisschen gemerkt, dass die Kraft, die Power an dem Spieltag gefehlt hat und wir auf die Mütze bekommen haben. Es ist eine ungewohnte Belastung anfangs."
Es war das erste Spiel im diesjährigen Ramadan berichtet Trainer Ole Jacobsen: "Es wird nicht einzig und allein daran gelegen haben, aber es hat da anscheinend mit reingespielt, denn der eine oder andere Spieler sagte, dass er wirklich damit zu kämpfen hatte, dass er so einen trockenen Mund hatte und da einfach nichts ging."
Für Din Mehanovic war es das erste Mal, dass er nicht nur beim Training gefastet hat: "Ich hatte überhaupt keine Energie, bin auch in keine Zweikämpfe reingekommen und bin dann auch ausgewechselt worden, was verständlich war." Nach diesem Spiel hat Din Mehanovic mal ausgesetzt. Im zweifachen Sinn allerdings: "Ich habe jetzt einen Tag nicht gefastet, habe aber nicht den Unterschied gemerkt, weil ich da 90 Minuten auf der Bank saß."
Sport im Ramadan: Nicht für jeden geeignet
Ein paar Tage nicht zu fasten, das könne jeder Spieler für sich entscheiden. Das sei kein Problem, erklärt Din Mehanovic: "Das ist okay, den Tag kann man dann im Dezember nachfasten und dann ist auch alles wieder gut."
Yasser Matenes kleiner Bruder hat von vornherein verzichtet. Ihm war das Risiko zu groß, dass er doch zur Wasserflasche greift, erzählt er. Yasser Matene findet das stark, weil er der Überzeugung ist, man soll das Leben um die Religion bauen und nicht die Religion um das Leben: "Ich selber nehme Tabletten und darf nicht fasten. Viele sagen, dass ich dankbar sein kann, aber ich find es trotzdem schade, dass ich da etwas verpasse, vor allen Dingen, weil das so ein heiliger Monat für uns ist."
"Das Fasten hat nie den Trainings- oder Spielablauf gestört"
Als er die Mannschaft der TSG Schönkirchen vor drei Jahren übernommen hat, hatte Trainer Ole Jacobsen zum ersten Mal mit fastenden Fußballern zu tun. Das hat er auch genau so gesagt: "Männer, ich habe davon keine Ahnung. ihr sagt mir einfach, was ihr braucht und wie ich das Training dosieren muss, wann ihr Pause braucht und dann kriegen wir das hin. Das hat auch super funktioniert, da sind sie sehr selbstdiszipliniert und das hat nie den Trainings- oder Spielablauf gestört."
Zum Training habe er sich immer irgendwie angespornt, sagt Armin Hadzimujic, "aber ich merke dann nach dem Fußball, dass es schon sehr doll an der Kraft gezogen hat. Es ist schon anstrengend, man merkt das auch nach Wochen, aber es ist eigentlich aushaltbar."