Das Konzert
Montag, 08. Juli 2024, 20:00 bis
22:00 Uhr
Bereits zum fünften Mal kommt Sharon Kam zu den Gezeitenkonzerten. In diesem Programm, das den Bogen von der Wiener Klassik bis zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts spannt, stehen ihr Friederike Starkloff und Nikolai Schneider zur Seite, die ehemalige Konzertmeisterin und der Solocellist der NDR Radiophilharmonie Hannover. Am Flügel ist der gebürtige Albaner Endri Nini mit von der Partie. Er selbst bezeichnet sich nicht nur als Pianisten, sondern ausdrücklich auch als Kammermusiker.
Ein Miteinander von gleichberechtigten Partnern
Als "Klavier Sonate mit Begleitung einer Violin" bezeichnete Wolfgang Amadeus Mozart seine Sonate A-Dur KV 526, denn so war es damals üblich. Doch Mozart befreite die Violine in seinem letzten Werk für diese Besetzung aus ihrer lediglich begleitenden Rolle; möglicherweise schrieb er den Part für sich selbst. Diese Entwicklung führte Ludwig van Beethoven dann fort: Auch in seinen Klaviertrios agieren drei gleichberechtigte Partner. Mit dem "Gassenhauer"-Trio haben die Musiker:innen einen besonders populären Einstieg in ihr Programm gewählt. Beethoven verwendet im Finale nämlich eine Melodie aus einer zu seiner Zeit außerordentlich erfolgreichen, heute aber längst vergessenen Oper.
Von den Versen der Apokalypse inspiriert
400 französische Gefangene in geflickten Uniformen und Holzpantinen erlebten am 15. Januar 1941 im Stammlager VIIIA bei Görlitz die Uraufführung eines außergewöhnlichen Kammermusikwerks: In einer zum Theater umgebauten Baracke spielten vier Häftlinge Olivier Messiaens "Quatuor pour la fin du temps" (Quartett für das Ende der Zeit), mit dem Komponisten selbst am Klavier. "Das Publikum war eine äußerst vielfältige Mischung aus allen Gesellschaftsschichten - Landarbeiter, Hilfsarbeiter, Intellektuelle, Berufssoldaten, Ärzte und Geistliche. Nie wieder hat man mir mit solcher Aufmerksamkeit und solchem Verständnis zugehört wie damals", erinnerte sich Messiaen Jahrzehnte später. Aber natürlich war auch die deutsche Lagerleitung anwesend bei dieser apokalyptischen Vision für Klarinette, Violine, Cello und Klavier, die mit einem "Lob auf die Unsterblichkeit Jesu" ausklingt.
Eine Sendung von Christiane Irrgang.