Das Konzert
Donnerstag, 02. März 2023, 19:30 bis
22:00 Uhr
Anton Weberns Passacaglia op. 1 war eine Art Gesellenstück zum Abschluss seines Kompositionsstudiums. Der Schritt aus der Tonalität lässt sich bereits erahnen, aber noch wird er nicht vollführt. Passagenweise sind die großen Vorbilder Gustav Mahler und Johannes Brahms zu erkennen, doch auch der Wunsch nach Befreiung aus dem engen Tonsystem, der später u.a. in die Erfindung der Zwölftonmusik mündete. Mit etwa zehn Minuten Spieldauer ist die Passacaglia eines der längsten Stücke von Webern überhaupt - die Gesamtdauer seiner 31 Werke mit Opuszahl beträgt nur gut drei Stunden.
Den großen Vorbildern verpflichtet
1908, im selben Jahr wie diese Premiere, erlebte ein Spätwerk seine Uraufführung: das Flötenkonzert in D-Dur von Carl Reinecke. Als Zeitgenosse von Schumann und Mendelssohn blieb der Komponist auch im 20. Jahrhundert der Tonsprache der Romantik treu. Als langjähriger Kapellmeister am Leipziger Gewandhaus, gefeierter Pianist und einflussreicher Pädagoge genoss Reinecke hohes Ansehen unter seinen Zeitgenossen. Von seinen fast 300 Kompositionen - angefangen mit Liedern und Klavierstücken über Sinfonien bis zur großen Oper - haben sich jedoch nur wenige bis heute im Konzertsaal erhalten.
Barocke Form in modernem Gewand
Alte Formen sind auch in der vierten und letzten Sinfonie von Johannes Brahms stilbildend. So entpuppt sich der Finalsatz des "Riesenwerkes", wie der Komponist selbst es nannte, als Chaconne mit 30 Variationen und schließt so den Kreis zum Beginn des Konzertes schließen. Denn beide, Passacaglia wie Chaconne, sind barocke Tanzformen mit einem immer wiederkehrenden Bass. Und genau diese Sinfonie inspirierte Anton Webern zu seinem sinfonischen Erstling. Brahms seinerseits könnte Anregungen in einer Bach-Kantate oder in Beethovenschen Variationen gefunden haben, die er als Pianist immer wieder aufführte.
Polnische Flötistin zu Gast in Stralsund
Zofia Neugebauer, 1994 in Polen geboren, studierte an der Musikhochschule in Basel und war von 2019 bis 2021 Soloflötistin im Luzerner Sinfonieorchester. Als Solistin tritt sie regelmäßig mit Orchestern in Deutschland und in der Schweiz sowie bei renommierten Musikfestivals auf.
Moderation: Christiane Irrgang