Chormusik
Sonntag, 12. November 2023, 17:00 bis
18:00 Uhr
Zu welchem Anlass Heinrich Ignaz Franz Biber sein Requiem geschrieben hat, wissen wir nicht. Doch das Stück berührt mit einem besonders ausdrucksvollen Ton. Als hätte der Salzburger Komponist einen persönlichen Verlust zu verkraften gehabt und seine Trauer in Töne gefasst. Bibers Totenmesse ist wahrscheinlich am Ende des 17. Jahrhunderts entstanden, für eine Besetzung von fünf Vokalstimmen, Streicher, Posaunen und Basso continuo. Der französische Dirigent und Bass Lionel Meunier hat das Stück 2019 aufgenommen - mit seinem Vokalensemble Vox Luminis und dem Freiburger Barockconsort, auf historischen Instrumenten.
Klage und unerbittliche Strenge
Das zwölfköpfige Vokalensemble und die vierzehn Instrumentalistinnen und Instrumentalisten verschmelzen zu einer Einheit. Sie tauchen mit warmen und dunklen Farben in Bibers Klangwelt ein. Eine Welt, die den Ton der Klage kennt, aber auch die unerbittliche Strenge im Dies Irae - jenem Abschnitt aus dem Requiem, der die Schrecken des jüngsten Gerichts ausmalt.
Symbol für die Hoffnung
Biber, Ende des 17. Jahrhunderts Kapellmeister beim Erzbischof in Salzburg, war nicht nur ein angesehener Komponist, sondern auch ein berühmter Violinvirtuose. In seinem Requiem hat er eine auffällige Geigenstimme geschrieben; sie schwebt oft über dem Chor und Orchester und hebt sich mit ihrem hellen Klang von den dunklen Farben des Tutti ab. Vielleicht als musikalisches Symbol für die Hoffnung auf ein ewiges Licht nach dem Tod.
Farbig und ausdrucksvoll
Die Aufnahme rahmt das Requiem von Biber mit Werken von einigen seiner Zeitgenossen aus dem 17. Jahrhundert. Darunter auch zwei Stücke des Komponisten Christoph Bernhard, der unter anderem zehn Jahre lang als Kantor am Johanneum in Hamburg gewirkt hat. Bernhards Motette "Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren" vertont den Text in einer ganz ähnlichen Besetzung wie sie Biber in seinem Requiem genutzt hat. Auch Christoph Bernhard erzielt mit den verschiedenen Mischungen von Vokal- und Instrumentalstimmen einen farbigen und ausdrucksvollen, zugleich aber auch sehr feinen Klang.
Eine Sendung von Marcus Stäbler