Chormusik
Sonntag, 23. April 2023, 17:00 bis
18:00 Uhr
"Kirchentöne und Choral bleiben der Typus und der Urquell aller Kirchenmusik. Darf das Geräusch des offenen Marktes und die Laune eines schöpferischen Modegenies an die Stufen des Altars vordringen, um sich zu verherrlichen und die christliche Andacht zu verdrängen?" Diese Worte stammen von Carl Proske. Er wollte Mitte des 19. Jahrhunderts einer Verweltlichung und Verselbstständigung der Kirchenmusik entgegenwirken und machte sich auf die Suche nach Werken, die seinem Ideal entsprachen, sich bestmöglich in den liturgischen Rahmen einfügen zu können. Dadurch hat Proske maßgeblich zur Wiederentdeckung und zum Erhalt der Musik vor 1600 beigetragen.
Musica Divina - Göttliche Musik
Abschriften früher Vokalpolyphonie hat Carl Proske aufgekauft und dafür auch mehrere Reisen nach Italien unternommen. Einiges geht auf Stimmbücher aus dem 16. Jahrhundert aus Salzburg zurück, die von der dortigen ehemaligen Benediktineruniversität veräußert worden waren. In Regensburg ist Proskes Sammlung aus den 1830er-Jahren heute in der Bischöflichen Zentralbibliothek zu finden, die dem Ensemble Singer Pur bestens vertraut ist.
Schatztruhe mit frühen Vokalwerken
Der Bass Marcus Schmidl, Gründungsmitglied des Ensembles, sagt: "Auf der Suche nach besonderer, bisher unedierter Musik von hoher Qualität führte unser Weg (...) immer wieder in die Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg, wo wir seit den 90er-Jahren projektbezogen ausgewählte Werke aus originalen Stimmbüchern abschreiben, anschließend in Partitur bringen und in der Folge auch aufführen und auf Tonträger einspielen durften. Lange vor uns hat sich Carl Proske, dem ein sehr großer Teil der Bestände der Zentralbibliothek zu verdanken ist, ähnlicher Arbeit verschrieben."
Aus der "Schatztruhe Carls Proskes" hören wir in der Sendung Werke, die das Ensemble "Singer Pur" ausgewählt hat: Motetten und Lieder von Andreas Raselius, Johannes Frosch, Orlando di Lasso, Jacobus Arcadelt, Andreas Pevernage und Werke anonymer Tonsetzer - zum Teil sind die Abschriften der Proskeschen Sammlung die einzige, erhaltene Quelle.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.