Chormusik
Sonntag, 27. August 2023, 17:00 bis
18:00 Uhr
Keine einzige komplette Messe ist vom Barockkomponisten Antonio Vivaldi überliefert - obwohl wir wissen, dass er viele geistliche Werke komponiert hat, allen voran sein berühmtes "Gloria RV 589". Dieses "Gloria" und andere einzelne Messsätze haben der Dirigent Paul Agnew und das Ensemble "Les Arts Florissants" zusammengestellt und auf diese Weise eine mögliche Rekonstruktion einer Messe versucht.
Falls er eine Messe geschrieben hat, könnte sie so geklungen haben
Als ausgebildeter Priester hat Antonio Vivaldi lange am Ospedale della Pietà in Venedig gearbeitet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Vivaldi in diesem Rahmen nicht nur einzelne Messsätze komponierte, wie sie uns heute überliefert sind, sondern womöglich ganze Messen. Zumindest lässt ein Dokument aus dem Jahr 1710 darauf schließen. Darin heißt es: "Er muss jährlich wenigstens zum Osterfest und zum Fest Mariä Heimsuchung, dem diese unsere Kirche gewidmet ist, zwei neue Messen und zwei neue Vespern schreiben, des Weiteren mindestens zwei Motetten pro Monat sowie jedwede andere Komposition, die für Begräbnisfeierlichkeiten, für die Gottesdienste der Karwoche oder für beliebige andere Gelegenheiten […] bei ihm in Auftrag gegeben wird."
Von den religiösen Andachten, die das Ospedale und andere Hospitäler öffentlich ausrichteten, schwärmte der Flötist Johann Joachim Quantz: "Die besten Kirchenmusiken hörete man in den Hospitälern, alla Pietà, agli Incurabili, und ai Mendicanti von lauter Mädchen aufführen. Die alla Pietà hatten damals den Vorzug."
Vivaldis Werke mit neuen Messtexten versehen
Paul Agnew und das Ensemble "Les Arts Florissants" haben für ihre Rekonstruktion Kyrie- und Gloria-Sätze zusammengefügt und andere Kompositionen von Vivaldi mit neuen Texten versehen, um sie in ein gängiges Messordinarium einfügen zu können. So erklingen in den Messteilen Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei musikalische Anleihen aus einem "Dixit Dominus" von Vivaldi, aus seinem "Magnificat RV 610" und seinem "Beatus Vir".
Eine Sendung von Chantal Nastasi