Chormusik

Vision Bach

Sonntag, 28. April 2024, 17:00 bis 18:00 Uhr

Hans-Christoph Rademann © Holger Schneider
Hans-Christoph Rademann © Holger Schneider
Hans-Christoph Rademann

Als Johann Sebastian Bach im Mai 1723 nach Leipzig kam, hatte er als frisch gebackener Thomaskantor eine Menge an Aufgaben. Die Mitglieder des Knabenchores ausbilden, Orgel spielen, kirchliche Feiern begleiten. Und trotzdem hat er zusätzlich noch für jeden Sonn- und Feiertag eine neue Kantate für den Gottesdient abgeliefert - obwohl er das nicht gemusst hätte. "Ich denke, das war einfach angestaute Energie, künstlerische Inspiration, die da jetzt rausmusste", sagt der Dirigent Hans-Christoph Rademann. "Und wahrscheinlich hat er in Leipzig auch das Gefühl gehabt, hier muss er jetzt liefern."

Einblick in die Entwicklung

Das hat er getan. Und wie! Rund sechzig Kantaten hat Bach in seinem ersten Leipziger Jahr geschrieben. Diesen Kantaten ist das Projekt "Vision Bach" gewidmet. 300 Jahre nach Bachs Start als Thomaskantor heftete sich Rademann an dessen Fersen und führte die Kantaten mit der Gaechinger Cantorey auf. In 23 Konzerten zwischen Mai 2023 und Mai 2024, die jeweils für die begleitende CD-Edition aufgenommen wurden. Sich so chronolgisch mit den Kantaten zu beschäftigen, verschaffe ihm einen Einblick in Bachs Arbeitsweise, wie Rademann erklärt. "So konnte ich wunderbar beobachten, wie Bach experimentiert und sich an der Arbeit weiterentwickelt."

Bekannte und selten aufgeführte Werke

Eine spannende Entdeckungsreise, auch für die Hörerinnen und Hörer, wie man anhand der zweiten Folge der CD-Edition nachvollziehen kann. Sie enthält vier Kantaten, darunter "Herz und Mund und Tat und Leben", mit dem berühmten Choral "Jesus bleibet meine Freude". Aber auch selten aufgeführte Werke, wie die Kantate "Ärgre Dich, o Seele, nicht".

Transparent und ausdrucksvoll

Hans-Christoph Rademann und seine Gaechinger Cantorey interpretieren diese Musik mit einer Vokalbesetzung von zwölf Sängerinnen und Sängern, aus deren Reihen auch die Solisten kommen, und mit einer Gruppe von barockerfahrenen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten. Das Resultat sind sehr transparente und zugleich ausdrucksvolle Aufführungen der Kantaten, in denen der Komponist religiöse Botschaften vermittelt. Die Themen, die er berührt - Heuchelei und Wahrheit, Zweifel, Trost und Zuversicht - sind jedoch so universal, dass man sich auch dann von der Musik berühren lassen kann, wenn man kein gläubiger Christ ist.

Eine Sendung von Marcus Stäbler.

Weitere Informationen
Das NDR Vokalensemble © NDR/Marius Engels Foto: Marius Engels

Chormusik

In der Sendung präsentieren wir Singen auf höchstem Niveau. Chormusik aus allen Jahrhunderten, aus allen Ländern und Zeiten und Chöre aus aller Welt. mehr

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