Chormusik
Sonntag, 13. April 2025, 17:00 bis
18:00 Uhr

Als Auftragswerk für die Wiener Tonkünstler-Sozietät komponierte Wolfgang Amadeus Mozart 1785 seine Kantate "Davide Penitente" (zu deutsch: "Der büßende David"). Wohl aus Zeitnot und auch weil seine Messe c-Moll bis dato erst einmal aufgeführt worden war, verwendete er für die Kantate weite Teile der Messe und verknüpfte sie mit neuen, Psalm ähnlichen Texten in italienischer Sprache. "Diese Parodie - so nennt man das, wenn man eine alte Musik wiederverwendet - ist schon bekannte Praxis", erklärt der Chefdirigent des NDR Vokalensembles Klaas Stok. "Auch Bach hat das gemacht, zum Beispiel in seiner Messe h-Moll. ‚Schade, dass es nur im Schrank liegt, es muss noch einmal klingen‘, soll Bach gedacht haben, und hat einfach die beste Musik, die geschrieben hat, noch einmal versammelt und eine neue Komposition gemacht. Es ist auch das Wiederverwenden von Musik, von der der Komponist selbst findet, dass sie sehr gut gelungen ist."
Musikalisches "Recycling"
Bei Mozart findet sich dieses "Recyceln" wenig, auch wenn in seinem "Don Giovanni" ein Zitat aus seiner früheren Oper "Die Hochzeit des Figaro" auftaucht. Eine Herausforderung war es sicherlich, für die Kantate "Davide Penitente" die musikalischen Phrasen mit neuen Texten zu versehen, die nicht in Kirchenlatein, sondern in italienischer Sprache geschrieben waren und zum Teil mehr Silben hatten. "Von der Aussprache geht man natürlich anders ran. Auch die Überbindung, die Tonsilbenbetonung ist eine andere. Da muss man sich erst mal daran gewöhnen." Sagt der Tenor Sebastian Kohlhepp, der Mozarts Werke und auch seine Messe c-Moll viel gesungen hat und gut kennt.
Opernhafte Züge und Psalmgesänge
Einige Arien hat Mozart für "Davide Penitente" neu komponiert, u.a. eine Tenor-Arie. "Auch wenn das Stück an die Messe angelehnt ist, aber diese Tenor-Arie gibt es in der Messe nicht: unfassbar lyrisch. Es beginnt mit ganz, ganz tollen Legatobögen, ein langsames Vorspiel mit Oboen, Klarinetten und Flöten, die sich abwechseln, und dann ein etwas rasanterer, zweiter Teil. Meiner Meinung nach könnte man diese Arie eins zu eins auch in Don Giovanni, Idomeneo, Tito übertragen. Sie hat schon etwas sehr Opereskes", beschreibt Kohlhepp das anspruchsvolle Stück. Und Klaas Stok ergänzt: "Am Schluss der Kantate hat Mozart extra noch einige Takte hinzugefügt. Alle drei Solisten singen dann noch einmal zusammen, und zwar so, als ob sie streiten oder wetteifern: eine Klimax, Koloraturen, hoch und tief, um noch einmal zu zeigen, was sie wirklich können. Und dann kommt noch einmal der Chor am Schluss. Auch das hat Mozart für diese Fassung neu komponiert."
Sie hören in der Sendung eine Aufnahme vom 22. Februar 2025 aus der Hamburger Elbphilharmonie mit den Solist*innen Liv Redpath, Anna Devin und Sebastian Kohlhepp zusammen mit dem NDR Vokalensemble und der Kammerakadamie Potsdam unter der Leitung von Klaas Stok.
Eine Sendung von Chantal Nastasi
