Chormusik
Sonntag, 10. November 2024, 17:00 bis
18:00 Uhr
Raphaël Pichon und sein Ensemble Pygmalion fesseln mit einer farbsatten Interpretation von Monteverdis "Marienvesper".
Was für ein Farbreichtum, was für eine Klangfülle! Der Beginn von Monteverdis Marienvesper - in dem der Komponist die Ouvertüre seiner Oper "L’Orfeo" wiederverwendet - muss das Publikum seiner Zeit aus den Stühlen gefegt haben. Und noch heute, über 400 Jahre, nachdem das Stück im Druck erschienen ist, kann man die überwältigende Kraft dieser Musik spüren. In der Aufnahme mit Raphaël Pichon und seinem Ensemble Pygmalion, die wir Ihnen auf NDR Kultur präsentieren.
Instrumente der Zeit
Das Ensemble Pygmalion umfasst hier eine üppige Besetzung: mit 38 Sängerinnen und Sängern sowie einem 26-köpfigen Orchester. Dessen Mitglieder spielen auf Instrumenten der Zeit. Darunter etwa der Dulcian, Vorgänger des Fagotts, der Zink, der Eigenschaften von Trompete und Blockflöte vereint, und die Barockposaune. Herrlich, wie schwelgerisch die Farben dieser Instrumente und der Vokalstimmen in der Einspielung aufblühen.
Starke Sogkraft
Mit der Pracht seiner Musik feiert Claudio Monteverdi ein Fest zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria. Zu welchem Anlass das Stück entstanden ist und ob die einzelnen Teile überhaupt als zusammenhängendes Werk gedacht waren und als Ganzes aufgeführt wurden - das können wir heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Klar ist, dass die Musik einen starken Sog entfaltet. Gerade, wenn sie so sinnlich und facettenreich zu erleben ist wie in der Aufnahme vom Ensemble Pygmalion.
Majestätische Breite und Piano-Nuancen
Trotz der opulenten Besetzung bleibt die Interpretation immer beweglich und flexibel. Der Dirigent Raphaël Pichon fächert nicht nur die Forte-Passagen zu majestätischer Breite auf, er formt auch viele Piano-Nuancen und überraschende Details.
Virtuose Stilwechsel
In seiner Marienvesper vereint Claudio Monteverdi eine Fülle an unterschiedlichen Emotionen und musikalischen Formen. Vielleicht wollte er damit ganz bewusst zeigen, was er alles draufhat - und sich mit dieser Leistungsschau auf eine Stelle in Rom bewerben. Jedenfalls beeindruckt er immer wieder damit, wie virtuos er zwischen verschiedenen Stilen und Stimmungen hin und her wechselt. Diesen Reichtum präsentieren wir auf NDR Kultur in zwei Sendungen.
Eine Sendung von Marcus Stäbler.