Ein roter Fliegenpilz verbreitet Glück im grünen Wald. © Maike Buthmann-Fischer Foto: Maike Buthmann-Fischer
Ein roter Fliegenpilz verbreitet Glück im grünen Wald. © Maike Buthmann-Fischer Foto: Maike Buthmann-Fischer
Ein roter Fliegenpilz verbreitet Glück im grünen Wald. © Maike Buthmann-Fischer Foto: Maike Buthmann-Fischer
AUDIO: Die ganz Sendung: "Waldeslust" mit Anne Kohler vom Bundesjugendchor (55 Min)

Chormusik beschwört die Magie des Waldes

Stand: 12.06.2024 10:04 Uhr

Der Wald ist ein Ort der Magie und Natur, Lebensraum und Ruhepol. Diese Vielfalt betrachtet das Debütalbum "Waldeslust" des Bundesjugendchores.

Der Wald, wie er in Märchen und Legenden beschrieben wird, fasziniert mit seinen verborgenen Schätzen und mystischen Wesen seit Menschengedenken. Doch nicht nur als magischer Ort für Erzählungen und künstlerische Werke, sondern auch für die reale Welt ist der Wald eine wichtige Ressource: Als Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere als Ort der Ruhe und Erholung für den Menschen. "Ich finde, dass der Wald immer ein Ort ist, an dem man in die Natur zurückfindet - und dadurch auch immer in eine Einkehr zu sich selbst", sagt Anne Kohler, die Leiterin des Bundesjugendchores. Mit ihrer Auswahl der Werke für das Album "Waldeslust" hat sie bewusst unterschiedliche Perspektiven auf den Wald eingenommen: vom Märchen, als Ort der Fabelwesen, über die spirituelle Zufluchtsstätte, als Ort der Einkehr, als Sehnsuchtsort oder als Tatort, verdunkelt und als Ort der Gefahr.

Bundesjugendchor © Jakob Tillmann
AUDIO: Bundesjugendchor: "Jagdlied für Chor a cappella" von Felix Mendelssohn Bartholdy (3 Min)

Der romantische Wald

Bundesjugendchor © Jakob Tillmann
Der Bundesjugendchor ist ein Auswahlensemble, getragen vom Deutschen Musikrat, gegründet 2020.

Der vielleicht naheliegendste Aspekt ist der Wald als Sehnsuchtsort. "Leise geht der Tag zur Rüste; purpurrot zum letzten Mal glüht der Wald, als ob ihn küsste heiß der Sonne goldner Strahl", heißt es beispielsweise im "Abendlied" von Max Reger. Mit hochpoetischen Worten, denen man durchaus anmerkt, dass ihr Verfasser August Heinrich Plinke nicht nur Dichter, sondern auch Maler war, wird das Ende des Tages besungen. Ähnlich romantisch klingt die Sprache von Joseph von Eichendorff in seinem Gedicht "Jagdlied", das Felix Mendelssohn Bartholdy vertont hat: "Erquickliche Frische, süßschaurige Lust, hoch flattern die Büsche, frei schlägt die Brust." Für heutige Ohren mag das etwas fremd und veraltet klingen. Dennoch war es für Anne Kohler nicht schwer, die jungen Sängerinnen und Sänger des Bundesjugendchores für das Thema "Waldeslust" zu interessieren. "Ich glaube," erzählt sie, "alle spüren, dass der Wald, die Natur ihnen guttut."

Die Mitglieder des Chores sind zwischen 18 und 26 Jahren alt und kommen aus ganz Deutschland. Viele von ihnen stehen noch am Anfang ihrer Ausbildung und studieren Fächer wie Schulmusik, Kirchenmusik oder auch Gesang. Mit ihnen formt die Dirigentin Anne Kohler einen schlanken, hellen und transparenten Klang.

Im dunklen Wald

Die Schwärze des Waldes bei Nacht, das Gefühl, das einen beschleichen kann, dass gleich etwas Unheimliches passiert - in Schauergeschichten wird auch die düstere, unheilvolle Seite des Waldes sichtbar. Wie etwa im Titel "Waldschwärze" von Elisabeth Fußeder. Das Stück ist Teil des Zyklus "waldeslust", den die 2000 geborene Komponistin als Auftragswerk des Deutschen Musikrats für den Bundesjugendchor geschrieben hat und der titelgebend für das Album war. Fußeders Zyklus umfasst drei Stücke, in denen sie klassische und romantische Texte neu interpretiert.

Und dann gibt es da noch die ganz ursprüngliche, zutiefst naturverbundene Facette: der mystische Wald. Der Song "Woods" (dt.: Wald) von Justin Vernon, dem Sänger und Gitarristen der US-amerikanischen Indie-Folk-Band Bon Iver, kreist in seinem repetitiven Text um die Selbsterfahrung der Verlangsamung der Zeit in einer einsamen Hütte im Wald.

Bundesjugendchor © Jakob Tillmann
AUDIO: Bundesjugendchor: "Woods" von Justin Vernon (5 Min)

Der heilende, der magische Wald

Die in "Woods" beschriebenen Selbstheilungskräfte sind fast so spirituell wie die "Magic Songs" des kanadischen Komponisten R. Murray Schafer. Auch diese "magischen Lieder" hat Anne Kohler auf die Tracklist von "Waldeslust" gesetzt. In einer Fantasiesprache beschreibt Schafer Naturphänomene. Er "orientiert sich an der Idee, dass man sich mit den Kräften eines Objekts verbinden oder es beeinflussen kann, dadurch, dass man es ansingt", erklärt Kohler. Einer der "Magic Songs" ist ein Gesang für klares Wasser, ein anderer lässt Zäune einstürzen und ein weiterer soll die Wölfe zurückbringen. Alles klingt wie eine chorische Beschwörungszeremonie, wie ein Ritual - mit Rufen und Stampfen, damit die Magie auch wirkt.

Bundesjugendchor © Jakob Tillmann
AUDIO: Bundesjugendchor: "Magic Songs" von Murray Schafer (9 Min)

Der Wald in all seinen klanglichen Facetten

Das Programm des Albums eröffnet eine große stilistische Bandbreite. Sie reicht von Mendelssohns "Jagdlied" über die hochromantischen Chorwerke von Max Reger, von impressionistischen Klangfarben bis zur zeitgenössischen Musik. Dabei bewältigen die 43 Sängerinnen und Sänger das anspruchsvolle Repertoire sicher und farbenreich. Das Album belegt, auf welch hohem Niveau der Bundesjugendchor singt. Die ganze Chormusik-Sendung zum Wald von Marcus Stäbler können Sie nachhören.

Bundesjugendchor © Jakob Tillmann
AUDIO: Waldeslust: Innere Einkehr, leise Liebeskunde, magische Kräfte (56 Min)

 

Weitere Informationen
Das NDR Vokalensemble © NDR/Marius Engels Foto: Marius Engels

Chormusik

In der Sendung präsentieren wir Singen auf höchstem Niveau. Chormusik aus allen Jahrhunderten, aus allen Ländern und Zeiten und Chöre aus aller Welt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Chormusik | 26.05.2024 | 17:00 Uhr

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