Chormusik
Sonntag, 26. März 2023, 17:00 bis
18:00 Uhr
Im vergangenen Oktober hätte der britische Komponist Ralph Vaughan Williams seinen 150. Geburtstag gefeiert. Er gilt als großer Sinfoniker, bekannt für seine "Sea Symphony" und die "Pastoral Symphony", in denen auch der Gesang eine große Rolle spielt. Hunderte englische Volkslieder hat Vaughan Williams gesammelt, hat sie sich quer durchs Land vorsingen lassen, sie notiert oder aufgenommen: eine große Inspirationsquelle für Vaughan Williams selbst. "Ich glaube, dass wir von den Erfindern dieser Volksmusik eine Lektion lernen können", sagte Vaughan Williams. "Der Grund, weshalb diese frühen Musiker sangen, spielten, sich etwas ausdachten und komponierten, war einfach und allein, dass sie es wollten. Ich denke, dass die Lektion, die wir davon lernen können, die der Aufrichtigkeit ist."
Renaissance, Volkslieder und andere Vokalwerke
Eine große Zahl an Vokalwerken für unterschiedlichste Besetzungen hat Ralph Vaughan Williams komponiert. Eine Inspirationsquelle war für ihn auch die Musik der Tudorzeit und des Barock. In seinen "Five mystical songs" hat er Texte des walisischen Lyrikers George Herbert aus dem 17. Jahrhunderts vertont. Sie sind immer wieder von Ganztonskalen durchzogen, die an alte Kirchentonarten erinnern. Sie bestechen durch Erhabenheit, Einfachheit und Besinnlichkeit und passen auch textlich in die vorösterliche Zeit. Die "Five mystical songs" können in unterschiedlicher Besetzung aufgeführt werden. Die Version mit Solo-Bariton, Chor, Streichorchester und Klavier hat die London Choral Sinfonia nun als Ersteinspielung vorgelegt. Eine weitere Besonderheit ist auch Vaughan Williams "The Lark Ascending", eines seiner bekanntesten Werke, das in einer Bearbeitung mit Chor erklingt. Die Sologeige schwebt gemeinsam mit dem Gesang über dem Orchesterklang. Das Stück ist inspiriert von einem Gedicht über eine Lerche von George Meredith. Der Schwedische Rundfunkchor hat Paul Drayton 2019 mit der Bearbeitung für Violine, Chor und Orchester beauftragt, die nun erstmals auf CD erschienen ist.
Weltersteinspielung
Zu den Werken von Ralph Vaughan Williams reiht die London Choral Sinfonia ein Werk, das ebenfalls von der Renaissance inspiriert ist: "Variations on a hymn by Orlando Gibbons" des Briten Lennox Berkeley. Uraufgeführt wurde das Stück für Tenor, Chor, Streichorchester und Orgel 1952 beim Aldeburgh Festival mit Peter Pears als Solisten und liegt mit der Aufnahme der London Choral Sinfonia nun als Weltersteinspielung vor. Die Variationen entstanden als Auftragswerk für das Aldeburgh Festival. Der Festivalleiter und -gründer Benjamin Britten schrieb Berkeley anschließend: "Viele, mit denen ich gesprochen haben, waren begeistert und hatten große Freude beim Hören. Vielen Dank, dass du uns solch ein schönes Stück geschrieben hast."
Berkeley hat in Paris bei Nadia Boulanger studiert. Zu seinen eigenen Schülern am Londoner Royal Academy of Music gehörten Richard Rodney Bennett und John Tavener.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.