Chormusik
Sonntag, 30. Juni 2024, 17:00 bis
18:00 Uhr
Zum Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli überarbeitete Bach seine Kantate "Herz und Mund und Tat und Leben". Die ursprüngliche Version entstand bereits in der Adventszeit 1716 in Weimar. Für diese festlich klingende Kantate hatte Bach streng genommen keine Verwendung mehr, als er 1723 Thomaskantor in Leipzig wurde. Denn dort waren Kantatenaufführungen nur zum Ersten Advent zulässig aufgrund der Tempus-Clausum-Regelung - eine "geschlossene Zeit" (tempus clausum), eine Zeit der Stille ohne Ablenkung, die Raum für Buße schaffen sollte.
"Herz und Mund und Tat und Leben"
Das Notenmaterial von 1716 ist verschollen. Daher ist auch nicht belegt, ob es "Herz und Mund und Tat und Leben" damals bereits als komplette Kantate gab oder ob Bach bis dahin nur einzelne Sätze fertig gestellt hatte. Für eine seiner ersten Amtshandlungen als Thomaskantor im Juli 1723 griff Bach auf diese Adventskantate zurück. Einige Änderungen hat er natürlich vorgenommen, vor allem textlich für das Fest Mariä Heimsuchung. Es ist ein Fest der Begegnung, beschrieben im Lukasevangelium: Maria besucht ihre ältere Verwandte Elisabeth, beide Frauen sind schwanger - Maria mit Jesus, Elisabeth mit dem Kind, das später Johannes der Täufer sein wird. Dieses in Leipzig überarbeitete Werk markiert den Auftakt einer Zeit, in der viele Kantaten entstanden sind.
Zuversicht und Gottesvertrauen
Zwischen 1723 und 1727 schrieb Bach 150 Kantaten - jede Woche eine für die sonntäglichen Gottesdienste. Aus seinem zweiten Jahr in Leipzig stammt seine Kantate "Was Gott tut, das ist wohlgetan", ein dramatisches Werk, aber voller Zuversicht und Gottesvertrauen. Beide Kantaten hat Philippe Herreweghe mit seinem Collegium Vocale Gent zusammen mit den Solisten Dorothee Mields (Sopran), Alex Potter (Altus), Guy Cutting (Tenor) und Peter Kooij (Bass) aufgenommen - eine recht neue Einspielung, die Sie in dieser Sendung hören.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.