Plattdeutsch-Nachwuchspreis für Evana Yemaneh aus Hamburg
Die 11-Jährige Evana Yemaneh erhält in diesem Jahr den Ünner-18-Pries bei "Vertell doch mal", dem plattdeutschen Schreibwettbewerb vom NDR, Radio Bremen und dem Ohnsorg-Theater. In ihrer Geschichte "Niege Insel, nieges Glück" geht es um den Klimawandel.
Dabei lernt die Schülerin des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Hamburg-Harburg gerade noch Plattdeutsch. In der Grundschule war sie über eine Lehrerin erstmals mit der Sprache in Kontakt gekommen - und Evana blieb dran: "Ik finn, de Spraak klingt sehr schön un humorvoll un locker. Dat mag ik. Un ik mag dat, wenn ik de Spraak höör, wiel ik dann glücklich bin."
Zu ihren Hobbies zählen Ballett, Hockey, Geige - und Geschichten schreiben. Bisher hat sie das allerdings immer auf Hochdeutsch getan. "Miene Mudder weet dat un denn hett se mi fraagt, of ik an'n Wettbewerb deelnehmen möcht. Denn hebb ik 'ja!' seggt!", erzählt Evana lachend.
In ihrer Geschichte "Niege Insel, nieges Glück" geht es um den Klimawandel
Auch ihre Geschichte für den Wettbewerb habe sie erst auf Hochdeutsch geschrieben und im Nachhinein übersetzt. In "Niege Insel, nieges Glück" geht es um das Pinguinmädchen Leona, das auf einer treibenden Eisscholle aufwacht und feststellt, dass Familie und Heimat verschwunden sind. "De is afbroken mit ehre Iesscholl un mutt sik op de Söök na een ne'et Tohuus maken", erklärt die Autorin.
"Mit jeden Dag wurr't warmer un de Iesscholl, op de se swumm, is somit lütter wurrn. Eenmal weer dat Stück Ies to lütt un Leona swumm op dat Neegste to, wat se sehn dee." Textausschnitt "Niege Insel, nieges Glück"
Klimawandel, Flucht, Heimatsuche - große Themen für ein junges Mädchen und genau passend zum Motto des Wettbewerbs in diesem Jahr: "Tohuus". Leona strandet schließlich auf einer Insel, findet dort eine Ersatzfamilie. Für Evana eine Art Happy End: "Ik finn, Inseln sünd en sehr schönen Oort. Un ik finn Inseln nich blots buchstäblich ganz schön, sünnern ok sinnbildlich. För mi is 'ne Insel een Oort, wo ik vele tolle Minschen üm mi herüm hebb."
Jury von pointierter Erzählweise begeistert
Schon bei der Vorjurysitzung im März wurde Evanas Geschichte als Beste unter den Ünner-18-Einsendungen ausgewählt. "Die junge Autorin spricht mit ihrer lebhaften, immer auf den Punkt kommenden Erzählweise alle Sinne an. Man meint die unerbittliche Sonne auf der salzverkrusteten Haut zu spüren, man empfindet großes Mitgefühl für die Heldin ihrer Geschichte", heißt es in der Begründung.
Viele Fans also in der Jury - und die hat die 11-Jährige auch zuhause: "Wenn Evana uns Geschichten erzählt, dann hört es sich immer so schön an", sagt ihre Mutter Rahel Kassaye-Yemaneh. Sie und ihr Mann stammen gebürtig aus Äthiopien, beide arbeiten als Ingenieure in Hamburg und sind mächtig stolz auf ihre plietsche Tochter. Mittlerweile würden auch sie und ihr Mann Plattdeutsch ganz gut verstehen: "Deutsch ist nicht unsere Muttersprache und dann ist es doppelt schwer, das Sprechen zu lernen. Aber wahrscheinlich werden wir jetzt noch einige neue Wörter lernen."
Große Gala am Sonntag auch im Livestream
Denn natürlich wird Evana von ihren Eltern und auch ihrem älteren Bruder zur großen Gala im Ohnsorg-Theater am Sonntag, 25. Juni, ab 11 Uhr, begleitet. Dort wird nicht nur ihre Geschichte auf der Bühne gelesen, sondern die 11-Jährige erhält auch 400 Euro Preisgeld.
Sie weiß übrigens als einzige Preisträgerin schon Bescheid: Alle anderen prämierten Geschichten werden erst bei der Gala verkündet. Wie in jedem Jahr gibt es auch für alle Zuschauenden zuhause einen Livestream der Veranstaltung. Moderiert wird die Preisverleihung von Ilka Brüggemann und Yared Dibaba - da freut sich Familie Yemaneh besonders auf ein Kennenlernen: "Er kommt ja auch ursprünglich aus Äthiopien!", sagt Mama Rahel grinsend.