Vertell doch mal: Katrin Griebenow gewinnt plattdeutschen Schreibwettbewerb

Stand: 16.06.2024 13:17 Uhr

Der 36. plattdeutsche Schreibwettbewerb von NDR, Radio Bremen und dem Ohnsorg-Theater stand unter dem Motto "Ünner de Sünn". Neben der Siegerin Katrin Griebenow wurden Joost Mansholt, Birgit Rutenberg, Rainer Martens, Martina Krohm und Anastasiia Savenko ausgezeichnet.

von Lina Martschin

Im vergangenen Jahr machte Katrin Griebenow zum ersten Mal bei "Vertell doch mal" mit und landete prompt auf dem dritten Platz. In diesem Jahr lag ihre Geschichte "Barfoot" in der Gunst der Jury klar vorn: Die 27-jährige Studentin aus Köln gewinnt den Schreibwettbewerb.

Vielfältige Ansätze zum Motto "Ünner de Sünn"

Rund 700 Geschichten wurden in diesem Jahr für den Wettbewerb von NDR, Radio Bremen und dem Ohnsorg-Theater eingereicht. Die 36. Auflage stand unter dem Motto "Ünner de Sünn" - ein sehr offenes Thema, was so auch vielfältige Ansätze möglich machte.

Das wurde auch bei der Abschlussgala im Ohnsorg-Theater in Hamburg deutlich: Die prämierten Texte drehen sich um Demenz, gesellschaftliches Engagement, um Kinder, die Wörter durcheinanderbringen oder um die Gedanken einer erschöpften Mutter - von rührend-emotional über nachdenklich bis lustig war alles dabei.

Bestsellerautorin Dörte Hansen las die Siegergeschichte

Moderiert wurde die Gala von NDR-Redakteurin Ilka Brüggemann und Entertainer Yared Dibaba. Sie konnten unter den Preisträgerinnen und Preisträgern sowohl alte Bekannte beim Wettbewerb als auch neue Gesichter auf der Bühne begrüßen.

Auch die Bestsellerautorin Dörte Hansen gesellte sich zum Moderationsduo: Sie ist die diesjährige Botschafterin des Wettbewerbs und las die Siegergeschichte von Katrin Griebenow vor.

Erster Preis für Katrin Griebenow aus Köln

Der Siegertext der 27-Jährigen ist aus der Sicht einer alten Frau erzählt. Sie streift barfuß durch ihren Garten, entdeckt immer wieder (vermeintlich) Neues - und schnell wird beim Lesen klar: Die Frau muss an Demenz erkrankt sein. So erkennt sie die fremde Person, die dort Zweige schneidet, nicht als ihre Tochter. In der Erzählung verschwimmen unmittelbare Eindrücke mit schwindenden Erinnerungen.

In der Begründung der Jury heißt es: "Eine Erzählung voller poetischer Kraft. Sie bewegte die Jury tief und war ganz klar die Nummer eins unter allen eingesandten Geschichten." Dafür erhält Katrin Griebenow ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro.

Joost Mansholt aus Gönnebek auf Platz zwei

Zwar nicht um Demenz, aber auch um Krankheit dreht sich die Geschichte "Ünner de Sünn - de echte Sünn" von Joost Mansholt aus Gönnebek in Schleswig-Holstein: Ein krebskranker Mann liegt in der Klinik und schaut auf ein Sonnenbild. Von einer geheilten Patientin erhält er später ein reales Foto des Motivs. Damit habe er das Motto des Wettbewerbs perfekt umgesetzt, meint die Jury: "Die Sonne steht für Hoffnung und Heilung unter widrigen Umständen, die man gemeinsam teilt." Für den 47-jährigen Arzt war es die erste Teilnahme an einem Schreibwettbewerb überhaupt - und damit hat er direkt den zweiten Preis und 1.000 Euro gewonnen.

Dritter Preis für "Schandaal" von Birgit Rutenberg

In ihrer Kurzgeschichte greift die Ostfriesin aus Leer ein aktuelles, gesellschaftlich relevantes Thema auf: Ihre Protagonistin strickt an einem Banner für eine Demo gegen rechts, während ihr Ehemann nur lamentiert, statt sich zu engagieren. Damit ist die 61-Jährige bereits zum zweiten Mal nach 2018 unter den Preisträgern des Wettbewerbs - und wird dieses Mal für ihr "sichtbares Zeichen für Vielfalt und Toleranz" mit dem dritten Preis und 800 Euro ausgezeichnet.

Rainer Martens freut sich über Platz vier

Im vergangenen Jahr schaffte der Autor aus Garding in Schleswig-Holstein mit seiner ersten Teilnahme direkt den Sprung unter die Sieger, auch in diesem Jahr wird seine Geschichte prämiert: Für "Racula" gibt es den vierten Preis und 700 Euro. In seinem Text geht es um Vorschulkinder auf dem Spielplatz, die sich unter anderem über Graf Dracula unterhalten - und dabei so einiges durcheinanderbringen. Diese "aufgeschnappten Momente kindlicher Neugierde" bringe der Autor sehr humorvoll und glaubhaft zu Papier, so die Jury.

Traumreise nach Tahiti auf Platz fünf

Martina Krohm aus Glücksburg in Schleswig-Holstein war bereits achtmal für einen der Preise nominiert, zweimal war sie unter den Siegern - und in diesem Jahr kommt ein Preis dazu. In ihrer Geschichte "Tahiti" träumt sich eine Frau nach einer problematischen Scheidung im Sonnenstudio auf die Südseeinsel. Auch hier steht die Sonne in der Geschichte für Zuversicht. "Starke Gefühle als Reaktion auf eine starke Geschichte", so die Jury - dafür gibt es 500 Euro.

Krohm darf sich außerdem über den Publikumspreis freuen. Der wurde dieses Jahr durch eine Applausabstimmung entschieden. In einem finalen Stechen konnte sich Martina Krohm unter Johlen, Pfiffen und Geklatsche durchsetzen. Auch der Publikumspreis ist mit 500 Euro dotiert.

Ü-18-Nachwuchspreis geht an junge Ukrainerin

Ein Mädchen steht auf einer Bühne, es hält einen Blumenstrauß in der Hand © NDR Foto: NDR Screenshot
Anastasiia Savenko aus der Ukraine gewinnt den Ü-18-Nachwuchspreis.

Erst vor zwei Jahren kam Anastasiia Savenko mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Deutschland. In der neuen Heimat Wardenburg (Landkreis Oldenburg) lernte die heute Elfjährige nicht nur in Windeseile Hochdeutsch, sondern auch Platt und gewann prompt den plattdeutschen Lesewettbewerb an ihrer Grundschule. Für "Vertell doch mal" hat Anastasiia ein Märchen geschrieben, in dem ihre Schwester Diana die Hauptrolle spielt. Damit gewinnt sie den mit 400 Euro dotierten Ünner-18-Nachwuchspreis.

Ihre Geschichte wird nun gemeinsam mit den 25 nominierten Geschichten der Erwachsenen im Buch zum Wettbewerb veröffentlicht.

VIDEO: Anastasiia aus der Ukraine gewinnt plattdeutschen NDR Schreibwettbewerb (4 Min)

"Vertell doch mal" 2024 bei uns im Programm

Die Geschichten und Ausschnitte aus der Veranstaltung werden in verschiedenen Programmen zu hören und zu sehen sein:

Schleswig-Holstein
Fernsehen: Schleswig-Holstein Magazin, 16. Juni, ab 19.30 Uhr
Radio: NDR 1 Welle Nord, 17. Juni und 24. Juni, jeweils 20.00 bis 21.00 Uhr

Hamburg
Fernsehen: Hamburg Journal, 16. Juni, ab 19.30 Uhr
Radio: NDR 90,3, 23. Juni ab 8.30 Uhr und im "Wi snackt Platt"-Podcast

Niedersachsen
Fernsehen: Hallo Niedersachsen, 16. Juni, ab 19:30
Radio: NDR 1 Niedersachsen, 17. Juni, ab 19.00 Uhr

Mecklenburg-Vorpommern
Radio: NDR 1 Radio MV, 16. Juni, 20 bis 21 Uhr

NDR Fernsehen
Nachbericht in"De Noorden op Platt"am Sonntag, 23. Juni, ab 11.30 Uhr

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 17.06.2024 | 20:10 Uhr

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Plattdeutsch

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