"Plato"-Projekt: Klingendes Plattdeutsch-Archiv wächst weiter
"Plato", die plattdeutsche Tonsammlung, ist ein Projekt des Instituts für Niederdeutsche Sprache (INS) mit Sitz in Bremen. Nun werden dafür Sprachaufnahmen von Jugendlichen aus dem ganzen Norden gesammelt.
Seit gut 50 Jahren leistet das INS seinen Beitrag zum Erhalt des Niederdeutschen: Durch diverse Projekte, Bücher, Lehrmaterialen, aber auch durch wissenschaftliche Studien und Erhebungen. Allerdings fiel dem Team um Vorstandsvorsitzenden Dr. Reinhard Goltz schon vor einigen Jahren etwas auf: "Bööker warrt sammelt, allens, wat opschreeven is, warrt sammelt. Aver wi hebbt keene vernünftige, wetenschappliche un systematische Sammeln vun dat, wat de Lüüd so snackt."
Eine Sprache an sich lässt sich durch Texte bedingt bewahren - aber wie sie klingt würde verloren gehen. Das Plato-Projekt füllt nun seit 2020 diese Lücke. Los ging es mit der Aufbereitung der Schallplatten-Reihe "Niederdeutsche Stimmen", erschienen zwischen 1965 und 1981 im Schuster-Verlag aus Leer. Ivo Braak, Rudolf Kinau, Fritz Reuter, Alma Rogge: das sind nur vier der großen Stimmen, die sich dank des Archivs jeder einfach im Internet anhören kann.
Regionale Vielfalt des Plattdeutschen wird abgebildet
In den vergangenen zwei Jahren kamen dann autobiografische Aufnahmen aus dem Heidekreis sowie Tondokumente aus dem kirchlichen Bereich dazu, also zum Beispiel Predigten und Andachten. Aus all den Aufnahmen wird von Anfang an etwas deutlich: "Platt is överall so'n lütt beten anners", so Reinhard Goltz. Diese weit gefächerte regionale Vielfalt zu zeigen, sei eines der Ziele von "Plato".
Deshalb ist das Projektteam nun wieder in ganz Norddeutschland unterwegs, um Aufnahmen zu sammeln, und zwar von Kindern und Jugendlichen in Niederdeutschen Theatergruppen. "Meiner Erfahrung nach ist das niederdeutsche Theater einer der zentralen Orte, der für alle Altersgruppen eine niedrigschwellige Begegnung mit dem Plattdeutschen ermöglicht", begründet Projektleiterin Alexandra Schlenker die Entscheidung.
Kinder werden unter anderem zur Motivation interviewt
Rund 3.000 Niederdeutsche Theatergruppen gibt es im Norden, etwa ein Fünftel davon hat auch eine Nachwuchsgruppe. Und genau diese Jungs und Deerns werden nun interviewt. Die ersten Aufnahmen aus Niedersachsen hat das Projektteam vom INS schon im Kasten. Neben Sketchen, Lese- und Spielproben stehen Interviews mit den Kindern im Fokus.
"Wi hebbt to'n Bispeel fraagt: Worüm maakst du denn överhaupt mit bi so ene plattdüütsche Theatergrupp?", erklärt Reinhard Goltz. Die Antworten seien sehr ermutigend gewesen, freut sich der Vorsitzende. So habe ein Junge geantwortet, dass sein Opa sein größter Fan sei. "Un dat heet denn, dat Plattdüütsche geiht vun de Theatergruppen wedder torüch in de Familien."
Plattdeutsches Tonarchiv: Erste Ergebnisse stehen ab Herbst online
Nach den Ferien geht es zunächst in Schleswig-Holstein weiter, aber auch andere Bundesländer sollen noch besucht werden. Ab Herbst werden dann die ersten Theatertexte zum Nachhören online veröffentlicht, ergänzt durch Transkriptionen, Übersetzungen, Steckbriefe der Sprecherinnen und Sprecher sowie Hintergrundinformationen.
Dann wächst das Plattdeutsche Tonarchiv weiter - und hält den Klang der Sprache dauerhaft fest.