Eine Szene aus einem Puppenspiel mit zwei Figuren. © NDR

Mit plattdeutschem Puppentheater Gutes tun

Stand: 05.05.2023 13:30 Uhr

Aus einer spontanen Idee vor mehr als 15 Jahren entstanden die Oldersumer Puppenspölers. Aktuell besteht die Gruppe aus sechs Frauen. Mit ihren Stücken begeistern sie nicht nur Jung und Alt, sondern sammeln auch Spenden.

von Lina Bande

Sie passt ganz genau in die Ecke des gemütlichen Zimmers: die selbstgebaute Bühne aus Holz. Abgehängt mit blau-schimmernden Vorhängen, das Spielfenster oben passgenau ausgeleuchtet. Gerade ist eine Küche die Kulisse, mit blau-weißen Friesenkacheln, updröögt Bohnen auf einem Band, Pfannen, die von der Decke baumeln und sogar einer Mettwurst. Alles im Miniaturformat, alles selbstgestaltet.

Sieht spielerisch aus, ist aber anstrengend

Hier haben Prinzessin Peppy und Küchenmädchen Lieske ihren Auftritt. Peppy soll auf Reisen gehen und Lieske packt schnell einen Proviantkorb. Dass das, was hier so mühelos und spielerisch aussieht, harte Arbeit ist und viel Vorbereitung erfordert, wird erst beim Blick hinter die Bühne deutlich - oder besser: in den engen Holzkasten, in dem Petra Hölzemann-Brands und Petra Onnen gerade stehen.

Mehrere Frauen strecken Handpuppen in die Höhe. © NDR
Ganz schön eng in so einem Puppenspiel-Kasten: gerade spielen hier vier Frauen gleichzeitig.

Während die eine sich ganz schön strecken muss, damit ihre Handpuppe auch gut zu sehen ist, muss die andere sich ducken, damit nicht auch noch ihr Kopf auf der Bühne auftaucht. Und Annette Raab hat sich auch noch ein Plätzchen im Kasten gesucht, um Requisiten anzureichen.

Jedes Stück enthält plattdeutsche Elemente

Die Geschichte "Peppy proot Platt" haben die sechs selbst geschrieben, auch passende Musik dazu einstudiert. Aber auch Klassiker wie der Froschkönig oder Frau Holle haben sie schon gespielt. Was ihnen bei allen Stücken wichtig ist: dass darin Plattdeutsch vorkommt: "Wi hebben egentlik in jedet Stück tominnst eene Person, de Platt proten deit, wenn nich sogar twee oder dree", sagt Petra Onnen - zumeist ist sie das, zusammen mit Christel Wilden.

Petra Hölzemann-Brands und Petra Onnen. © NDR
Petra Hölzemann-Brands (links) hat die Gruppe vor mehr als 15 Jahren gegründet.

"Das ist für uns eine richtige Herzensangelegenheit, das Plattdeutsche zu fördern", ergänzt Gruppengründerin Petra Hölzemann-Brands - auf Hochdeutsch, denn die gebürtige Rheinländerin ist gar keine Plattschnackerin. Da kommt ihr die Rolle von Prinzessin Peppy gerade recht, denn die lernt im Stück Platt: "Die Peppy und ich, wir beiden, wir müssen uns da so reinfuchsen. Deshalb ist es sehr authentisch."

Aufführungen gefilmt und ins Internet gestellt

Mit ihren Stücken treten die Oldersumer Puppenspölers in der Region auf. Und seit der Pandemie kann man auch jederzeit von zuhause aus zuschauen, denn einige der Stücke stehen im Internet zum Abruf bereit: "Wir wollten die Gelegenheit dazu geben, dass verschiedene Generationen ins Gespräch kommen: Familien können sich das zusammen anschauen und dann auch auf Platt weiterreden", erzählt Hölzemann-Brands.

Denn grundsätzlich sei ihr Publikum sehr durchmischt, was das Alter angeht, so Petra Onnen: "Denn denkt een, so Puppentheater is blots wat för lüttje Kinner, dat is Tri-Tra-Trullala, der Kasperle ist da. Un dat sind wi jo just nich! Bold Hälfte van de, de uns tokieken, sind Groten un Olleren. Un de hebben 'minnst so vööl Spaaß as de Lüütjen, wenn nich sogar mehr!"

Puppen können viele Emotionen auslösen

Margareta Wermuth ist auch schon seit einigen Jahren Mitglied der Gruppe, ebenfalls Rheinländerin und keine Plattschnackerin. Sie hat schon beruflich Puppenspiel genutzt, im Sprachheilkindergarten. Dabei habe sie gemerkt, dass Puppen ganz viel auslösen können: "Da reicht so eine kleine Maus, die man am Hals hängen hat, die mit einem Kind, das nie gesprochen hat, spricht. Also: Puppen öffnen Münder - und Herzen."

Verschiedene Handpuppen © NDR
Nur eine kleine Auswahl der über 100 Handpuppen, die die Oldersumer Puppenspölers im Fundus haben.

Und das nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Frauen selbst. Mehr als 100 verschiedenen Handpuppen, Figuren und Marionetten haben sie mittlerweile Leben eingehaucht, fast alle sind selbst gestaltet, genäht, gebastelt. Ein Bereich, in dem sich Barbara Petersen besonders gern einbringt, sagt sie, denn: "Es reizt mich, immer neue Facetten für die Puppen zu finden. Da bin ich selbst so ein bisschen mehr Kind geblieben."

Ihr Engagement ist schon ausgezeichnet worden

Übrigens hat Prinzessin Peppy einen besonderen Schirmherren: den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. Er überreichte der Gruppe 2016 auch den Niedersachsenpreis für Bürgerengagement. Denn seit den ersten Aufführungen werden alle Einnahmen der Puppenspielerinnen für gute Zwecke gespendet. Fast 60 Einrichtungen, Organisationen und Vereine profitierten schon vom Engagement der Frauen aus Oldersum, mehr als 34.000 Euro kamen bisher zusammen.

Und die Summe wird auch noch weiter ansteigen, denn noch im Mai werden die nächsten Folgen von "Peppy proot Platt" gefilmt und Anfragen für Aufführungen haben die Oldersumer Puppenspölers auch mehr als genug.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Düt un dat op Platt | 06.05.2023 | 18:50 Uhr

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