"Bämsen-Dagfohrt": Ein Wochenende im Zeichen des Plattdeutschen
Immer am dritten Wochenende im September ist die plattdeutsche Welt in Bad Bevensen in der Lüneburger Heide zu Gast: Die "Plattdüütsch-Dagfohrt" ist die älteste Literaturtagung in Deutschland.
Denn in diesem Jahr stand die 76. Auflage des Treffens an, dieses Mal unter dem Motto "Junge Lüüd un Platt". Und damit wurde eine alte Tradition wiederbelebt: Der Fokus lag auf dem Schriftsteller-Nachwuchs. So stellten Gesche Gloystein, Nikos Saul und Arne Lentföhr ihre Texte vor.
Junge Theatergruppe aus Nordfriesland auf der Bühne
Abends gehörte die Bühne dann den "Jungen Lüüd ut Löwenstedt". Die Theatergruppe aus Nordfriesland präsentierte ihr selbst erdachtes und geschriebenes Stück "In de Juni geev dat immer Erdbeeren" - ein Stück über Flucht und Vertreibung, aber andersrum gedreht: von Europa, genauer aus Löwenstedt, in den Orient.
2021 waren die jungen Darstellenden dafür bereits mit der "Emmi för Plattdüütsch" ausgezeichnet worden, ein Preis des Schleswig-Holsteinischen Landtags.
Jugendvertretung des Bundesrats für Niederdeutsch dabei
Auch die Sprachenpolitik war Thema in Bad Bevensen - oder op Platt "Bämsen": Jugendvertreter des Bunnsrat för Nedderdüütsch standen den Teilnehmenden Rede und Antwort. Einer von ihnen ist Thees Becker aus Oldenburg in Niedersachsen.
"Also uns Teel is eerstmal, een Nettwark optoboen, denn för de jungen Lüüd is bet nu keen Struktur dor west. Wi maakt egen Veranstalten un Projekten, de wi dörchföhrt, üm de jungen Lüüd to'n Bispeel Plattdüütsch in de Medien, in de Billen un ok in de Kultur een beten näger to bringen", erklärt er das Vorhaben der Jugendvertreter.
Sprache im Alltag wieder präsenter und sichtbarer machen
Zusätzlich gibt es Online-Werkstätten, Social Media-Angebote und einen Internet-Stammtisch, um besser miteinander in Kontakt zu kommen. Zu seiner Motivation fürs ehrenamtliche Engagement sagt Thees Becker:
"Een paar vun uns sind Plattdüütsch opwussen, annere sind dörch ehr Studium dorto kamen oder hebbt sik dat sülvens bipuult. Un för uns is dat een Hartensangelegenheit, dat Platt egens in de Alldag höört un ok de Kultur, de Literatur, allens, wat dor even tohöört." Thees Becker
Studienangebot in Schleswig-Holstein wird ausgebaut
Und apropos Platt in'n Alldag: Genau dafür setzt sich auch Johannes Callsen ein, Minderheitenbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein. Er stellte bei der Tagung vor, was im nördlichsten Bundesland alles unternommen wird, um die Sprache zu fördern. Zudem soll es in Zukunft mehr Lernangebote geben, um Platt auch für die Zukunft zu festigen, wie seit Kurzem an der Europa-Universität in Flensburg: "Dat gellt för Freesch un för Nedderdüütsch, dat dat nu Ergänzungsfach warrt, wat de Studenten dor studeren könnt, ahn dat se Germanistik studeeren möten", so Callsen.
Damit seien die Sprachen eigenständige Fächer und das mache das Studium dann attraktiver, meint der Minderheitenbeauftragte. Und: Platt-Studierende bekommen 25 Extrapunkte auf ihrem Semesterkonto gutgeschrieben.