"Vielfalt zwischen den Meeren": Austausch junger Leute der Minderheiten
Im vergangenen Jahr gab es das erste Netzwerktreffen für junge Leute der nationalen Minderheiten in Berlin. Dieses Jahr folgten rund 20 Interessierte der Einladung des Niederdeutsch- und des Minderheitensekretariats nach Flensburg.
Denn dort, in und um Flensburg, leben gleich drei der vier nationalen Minderheiten zusammen: Sinti und Roma, Friesen und Dänen. Dazu kommt die niederdeutsche Sprechergruppe, die im Norden Schleswig-Holsteins sehr aktiv und groß ist. Somit konnten die Teilnehmenden zwischen 18 und 35 Jahren sozusagen in der gelebten Praxis sehen, wie die Minderheiten, ihre Anliegen und ihre Sprachen fest in die Region integriert sind. Einzig die Sorben sind rund um Flensburg nicht vertreten - allerdings nahmen gleich vier von ihnen am Austauschtreffen teil und konnten so auch ihre Prespektive mit einbringen.
Abwechslungsreiches Programm zwischen Nord- und Ostsee
Auf dem Programm standen unter anderem eine Stadtführung durch Flensburg mit dem Besuch dänischer Minderheitenorte, ein Poetry-Slam-Workshop und ein Ausflug auf die Hamburger Hallig. Der hat besonders bei Jonas von Scheffel Eindruck hinterlassen: Er ist Pomerano, das heißt, er kommt aus einer brasilianischen Kolonie, die im 19. Jahrhundert von Pommerschen Einwanderern gegründet wurde.
Er habe immer davon geträumt, mal nachvollziehen zu können, wie seine Vorfahren damals gelebt haben. Nun sei er zwar an der Nordsee und nicht an der pommerschen Ostsee gewesen, aber eine bessere Vorstellung habe er trotzdem, erzählt Jonas in Pomerano - eine Sprache, die auf Niederdeutsch basiert, aber stark von Portugiesisch beeinflusst wurde.
Herausforderungen gemeinsam angehen
Ein klar definiertes Ziel gibt es beim Austausch übrigens nicht. Im Vordergrund stehen die Vernetzung der Teilnehmenden und die Einblicke in die Organisation, aber auch die Herausforderungen anderer Minderheiten. "Mi hett dat beindruckt, to sehn, wat de annern Gruppen för ene Situation hebben. Also wat för Vördeele, wat för Nadeelen, womit de to doon hebbt", meint Lucia-Philtje Gerst - davon könne man sich auch gut was abschauen für die eigene Gruppe.
Und Johanna Witte ergänzt: "Ik hebb mitnahmen, dat wi meest de sülvigen Probleme hebben un wenn wi mitenanner arbeiten, denn sind wi een heel bült Lüüd, de dor wat an verännern können."