Filme, VR und KI: European Media Art Festival spielt mit Perspektiven

Stand: 24.04.2025 08:19 Uhr

Mehr als 200 Künstlerinnen und Künstler sind nach Osnabrück gekommen, um ihre Werke beim European Media Art Festival zu präsentieren. Tausende Besucher werden zum Festival und der Ausstellung erwartet.

von Finn Tönjes

Bis zuletzt haben Künstlerinnen und Künstler an ihren Werken gefeilt - an Filmen, Installationen und Schöpfungen aus Künstlicher Intelligenz (KI). Seit Mittwochabend ist das 38. European Media Art Festival eröffnet. Das Thema lautet "Witnessing Witness", zu Deutsch: Das Bezeugen bezeugen. Mit bis zu 12.000 Besucherinnern und Besuchern rechnet die künstlerische Leiterin Katrin Mundt beim Festival und der Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück. "Ich bin davon überzeugt, dass wir eine schöne Woche haben werden", sagte Mundt. Sie ist im neunten Jahr in der Position tätig.

Eine Szene - unterschiedliche Wahrnehmungen

An neun verschiedenen Orten in der Stadt können sich Interessierte mit der Rolle von Zeitzeugen in der aktuellen Zeit auseinandersetzen. So können Besucher der Kunsthalle erleben, wie unterschiedlich ein und dieselbe Szene wahrgenommen werden kann: Auf fünf Bildschirmen sind Menschen zu sehen, die ihre Umgebung beschreiben. Obwohl sie alle am selben Ort stehen und denselben Ausblick haben, beschreiben sie die Szene völlig unterschiedlich. Mehrere Zeugen, derselbe Moment, unterschiedliche Aussagen. "Es geht darum, über Objekte einen Zugang zu finden, der sich den Worten entzieht", sagt Mundt.

Von Zeitzeugen und Filterblasen

Die Künstler gehen der Frage nach, wie unterschiedliche Zeitzeugnisse, aber auch Filterblasen unseren Blick auf die Welt prägen. So zum Beispiel durch eine Videoinstallation einer estnischen Künstlerin, die Opfer von sexueller Gewalt und die bürokratisch-gerichtliche Aufarbeitung ihrer Traumata in den Mittelpunkt rückt. Die Werke sind nicht nur brandaktuell, sondern durchaus auch kontrovers. Die künstlerische Leiterin hat dazu eine klare Meinung: "Wir sind ein öffentlicher Raum, in dem auch Debatten stattfinden sollen." Kuratorin der Ausstellung ist Inga Seidler. Bei den Aufbauarbeiten hatte sie alles im Blick - und musste kurzerhand selbst Hand anlegen, als eine Installation neu angestrichen werden sollte.

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Mit VR und KI Kunst neu erfahren

An anderen Stellen installierten die Künstler bis zuletzt Bildschirme, auf denen Menschen direkt in die Kamera sprechen. In jeder Ecke der Halle herrschte Beschallung: Es wurde gebohrt, gesprochen, Dinge verschoben. Jeder musste mit anpacken, Installationen von einem Punkt zum nächsten bringen, die Werke noch mal inspizieren - alles musste sitzen. Neben Videos und Bildern gibt es auch Projekte, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Und auch Virtual Reality-Brillen geben Besuchern die Möglichkeit, Kunst neu zu erfahren. 

Das Festival und die Ausstellung richten sich nicht nur an Kunst-Kenner. "Es ist auch interessant für Personen, die nicht so vertraut sind mit Medienkunst. Hier haben Besucherinnen und Besucher die Zeit und den Ort, auszuprobieren, wie Medienkunst auf sie wirkt“, erklärt Katrin Mundt. 

Ursprünglich ein Workshop

Das European Media Art Festival hat seinen Ursprung in einem Workshop für Experimentalfilme. Dieser war für sieben Jahre Namensgeber der Veranstaltung, ehe sie 1988 mit neuem Konzept startete und seitdem unter ihrem jetzigen Namen bekannt ist. Das Event gilt nach Aussage der Initiatoren international als eines der einflussreichsten Foren für Medienkunst. Das Festival ist bis einschließlich Sonntag, 27. April, geöffnet. Das vollständige Programm ist über die Festival-Website einsehbar. Interessierte können in der Lagerhalle Osnabrück Tickets kaufen. Karten für die Ausstellung in der Kunsthalle gibt es vor Ort. Die Ausstellung ist bis zum 25. Mai geöffnet.

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