"Sing Sing": Berührendes Drama über ein Theaterprojekt hinter Gittern
Der Film "Sing Sing", der in der gleichnamigen amerikanischen Haftanstalt gedreht wurde, zeigt keine reißerische Action, sondern erzählt die hochemotionale Geschichte, in der die Hoffnung eine entscheidende Rolle spielt.
Der italienische Film "Cäsar muss sterben" der Brüder Taviani, der sich ebenfalls mit einem Theaterprojekt von Inhaftierten beschäftigte, setzte auf strenge schwarz-weiß Optik und großes Drama. Die französische Variante des Sujets "Ein Triumph", die vor drei Jahren bei uns in den Kinos zu sehen war, konzentrierte sich bei der ohnehin schweren Thematik auf leichtere, komödiantische Akzente.
Häftlinge lernen sich neu kennen
"Sing Sing", der Knast, in dem unter anderem der knallharte Gangster-Streifen "Kiss of Death" mit Nicolas Cage gedreht wurde, erzählt nun die überraschend klischeearme, sehr emotionale Geschichte von Häftlingen, die ein kunstorientiertes Rehabilitationsprogramm als Chance nutzen. Sie spielen und beschäftigen sich mit Theaterstücken und entdecken dadurch kreative, unbekannte Seiten an sich und schöpfen wieder Mut und Hoffnung, großmütig statt gewalttätig zu sein. Oder, wie es ein Teilnehmer ausdrückt:
"Wir sind hier, um wieder Menschen zu werden. Und die Dinge zu genießen, die nicht Teil unserer Realität sind." Filmszene
Der Großteil der Besetzung besteht aus Laiendarstellern, ehemaligen Insassen Sing Sings, die an dem Rehabilitationsprogramm teilgenommen haben und heute frei sind. Das trägt zweifelsohne zur Authentizität des Films bei.
Neue Kraft dank Theater
Herausragend ist aber auch der Hauptdarsteller Colman Domingo, der für seine Leistung hochverdient eine Oscarnominierung erhielt. Er spielt John, der unschuldig im Gefängnis sitzt, verurteilt für einen Mord, den er nicht begangen hat, und dem die Arbeit in der Theatergruppe Kraft gibt, weiter seine Unschuld zu beweisen. Als er wieder mal vor einem Ausschuss sitzt, der über seine mögliche Entlassung entscheidet, erklärt er zunächst, was das Programm bedeutet:
"Es ist ein Programm, das ins Leben gerufen wurde, weil es uns hilft, unsere Gefühle besser zu verstehen und zu verarbeiten." Filmszene
Dass John ein überdurchschnittlich talentierter Schauspieler ist, der sogar auf Bühnenerfahrung in seiner Teenagerzeit zurückgreifen kann, ist jedoch nicht immer nur ein Vorteil. Bei seiner Anhörung stellt die Vorsitzende nämlich diesbezüglich auch die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit:
"Mr. Whitfield, seit Ihrer Inhaftierung haben Sie an zahlreichen Programmen teilgenommen. Ich habe eine Frage zu dieser Theatergruppe: Welche Position haben Sie?"
"Manchmal spiele ich auch. Na ja, wie wir alle."
"Und wie ist das jetzt? Spielen sie uns gerade auch etwas vor?"
Filmszene
"Sing Sing": Hochemotionale Gefängnisgeschichte
Neu in der Theatertruppe ist Divine Eye, ein knallharter Gangster, unter dessen rauer Schale ein hochintelligenter, sensibler Mensch steckt, der jedoch Schwierigkeiten hat, seine Straßengangstermentalität abzulegen. Mit John, der sich sehr um den Neuen bemüht, kommt es anfänglich zu verbalen Reibereien, aber nachdem diese geklärt sind, steht der nächsten Inszenierung nichts mehr im Wege. Und statt dem ollen Shakespeare gibt es eine wilde Mischung aus "Zurück in die Zukunft", "Halloween" und ein paar Piraten.
Wir können nicht sehen, was die Teilnehmer des Programms im realen Leben von "Sing Sing" auf die Bühne ihres umfunktionierten Speisesaals bringen. Aber, was der Film im Kino bietet, ist eine großartig inszenierte, hochemotionale Geschichte, in der die Hoffnung eine entscheidende Rolle spielt.
Sing Sing
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit Colman Domingo, Clarence Maclin, Sean San Jose und anderen
- Regie:
- Greg Kwedar
- Länge:
- 107 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 27. Februar 2024
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