"Rehragout-Rendezvous": Schrulliger Eberhoferkrimi im ARD Sommerkino
Bei den Eberhoferkrimis weiß das Publikum, was serviert wird - und das ist so gut, dass man gar nichts anderes will. "Rehragout-Rendezvous" ist bis zum 21. August in der ARD Mediathek zu finden.
Das Essen am Heiligabend ist wie immer höchst schmackhaft, aber es kommt zur Katastrophe im Eberhofer-Kosmos, als Oma, das inoffizielle Familienoberhaupt und Mädchen für alles, ihren Lieben eröffnet:
"I mag nimmer."
"Was du magst nimmer, was denn?"
"Schaut´s, i geh' auf die 90 und da kann es vielleicht sein, das von heut auf morgen es vorbei ist mit mir."
Filmzitat
Wenn Oma in eine Hippie-WG zieht
Vorerst geht Oma aber nur in Rente und zieht zur Mooshammer-Liesl in deren Hippie-WG. Also müssen der grantige Dorfpolizist Franz und seine schnippische Susi, der dauerkiffende Papa und der spießige Bruder zusehen, wo sie bleiben. Kochen, Waschen, Putzen? Weil keiner etwas machen will, verwahrlost der Eberhofer-Hof zusehends. Außerdem liegt der Bürgermeister nach einem Skiunfall darnieder und Susi wird kurzerhand zu seiner Vertreterin ernannt. Die findet: Es ist doch einiges faul in Niederkaltenkirchen:
"Herr Bürgermeister, gar nichts ist in Ordnung. Der Kindergarten muss dringend erweitert werden. Die Planungen für die Spielstraße gehen überhaupt nicht voran und ich habe mir die Übernachtungszahlen der letzten Jahre angeschaut: Es ist dramatisch! Niederkaltenkirchen ist touristisch der totale Underperformer!" Filmzitat
"Rehragout-Rendezvous" stellt den "weißen alten Mann" in Frage
Wie immer großartig performt Lisa Maria Potthoff in der Rolle der Susi, die in diesem Teil endlich einmal Entscheidungsgewalt hat und - neben der nunmehr arbeitsunwilligen Oma - eine neue Facette von Frauenpower in die Provinz bringt, die nicht gerade als feministische Hochburg gilt. Die Schauspielerin überrascht es allerdings, wenn jetzt von einem echten Novum gesprochen wird.
"Wenn man sich die Oma und die Susi genauer anguckt, waren die ja keine Hascherl, wie man in Bayern sagt. Die haben den Franz und den Vater schon immer ganz schön vor sich her getrieben. Ich finde das toll, dass man jetzt als Thema des Films den 'weißen alten Mann' ein bisschen in Frage stellt", sagt Potthoff.
Das Geheimnis: sympathische, unperfekte Charaktere
Als Polizist wird Eberhofer von seiner neuen Chefin Susi auf Halbtagsbeschäftigung gesetzt, damit er sich während Susis Bürgermeistervollzeitjob mehr um den gemeinsamen Sohn Pauli kümmern kann. Das plötzliche Karrierehoch seiner Frau führt bei Franz zu einem sexuellen Tief. Da wird von den Stammtischbrüdern sogar versucht, die gekränkte und funktionsuntüchtige Männlichkeit mit Hilfe eines Schamanen samt Schwitzhütte zu kurieren.
Das ist dann zeitweise schon deutlich mehr Klamauk als Komik, fällt aber insgesamt nicht sehr ins Gewicht. Denn, so Regisseur Ed Herzog über den Erfolg der Filme, "das Geheimnis ist sicher auch, dass die Figuren in ihrer Unperfektion sehr sympathisch sind und von sympathischen Schauspielern dargestellt werden."
Politische Themen im Komödiengewand
Das gilt auch für Eberhofers Freund und Sidekick, den übereifrigen Detektiv Rudi, dargestellt von Simon Schwarz. Der hat zusammen mit dem Eberhofer-Darsteller Sebastian Bezzel auch eine Reisesendung im Bayrischen Fernsehen. Das Team kennt sich schon lange, was zu der oft beschriebenen guten Atmosphäre am Set beiträgt. "Es ist schon eine familiäre Geschichte und es ist wie bei jedem Familienfest: Man freut sich nicht auf alle Familienmitglieder", sagt Simon Schwarz. "Aber manche Familienmitglieder hat man besonders lieb."
Das Publikum jedenfalls liebt die erfolgreichen Eberhofer-Filme. Darsteller Sebastian Bezzel meint: "Da kommen ganz viele Sachen zusammen. Es ist nicht doof, weil auch immer wieder politische Sachen verhandelt werden wie Rassismus, Feminismus, wie geht man mit Neuerungen um. Das kommt zwar alles im Komödiengewand daher und sicher mit Leichtigkeit, aber es ist drin."
Eine Filmreihe wie ein Leberkässemmel-Felsen
Drin ist natürlich auch wieder eine Leiche im "Rehragout-Rendevous". Der eigentliche Kriminalfall beginnt mit dem Fund eines menschlichen Ohres auf einem Feld, das am Ende zu einem zerhäckselten Großbauern passt. Einmal mehr ist also bewiesen: Auf den Eberhofer & Co. ist Verlass! Eine Filmreihe wie ein Leberkässemmel-Felsen in der bayrischen Landschaft: immer kurzweilig, komisch und liebenswert-schrullig. Der Film ist bis zum 21. August in der ARD Mediathek zu finden.
Rehragout-Rendezvous
- Genre:
- Spielfilm
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff
- Regie:
- Ed Herzog
- Länge:
- 97 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 10. August 2023