"Morgen ist auch noch ein Tag": Tragikomödie über häusliche Gewalt
Zu diesem mitreißenden Film wurde Regisseurin und Hauptdarstellerin Paola Cortellesi durch das Leben der eigenen Großmütter inspiriert. Die Tragikomödie erobert sofort die Herzen des Publikums.
Es kommt nicht oft vor, dass ein Film über häusliche Gewalt, weibliche Diskriminierung und politische Umbrüche mit so viel Verve inszeniert ist, dass man am Ende das Kino beschwingt und hoffnungsfroh verlässt. Doch genau so ein kleines Wunder schafft dieser großartige Überraschungserfolg aus Italien.
Ein Ehe-Alltag voller Gewalt
Das fulminante Regiedebüt der italienischen Moderatorin und Schauspielerin Paola Cortellesi, die außerdem am Drehbuch mitschrieb und in der Hauptrolle zu sehen ist, spielt im Rom nach dem Zweiten Weltkrieg.
Delia schuftet tagein, tagaus, sie repariert Regenschirme, flickt BHs und hilft als Altenpflegerin. Das tut sie für wenig Geld, damit die Familie überhaupt über die Runden kommt. Denn der gewalttätige Ehemann Ivano verdient kaum etwas und versäuft alles. Ihr kranker Schwiegervater, um den sie sich zuhause auch kümmern muss, tyrannisiert Delia - die seines Sohnes natürlich nicht würdig ist - und gibt dem prügelnden Ivano Ratschläge:
"Du darfst sie nicht immer schlagen. Am Ende gewöhnt sie sich daran! Eine anständige Tracht Prügel, das versteht sie." Filmszene
Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Aber vor diesem ganzen Alltagsleid gab es doch auch einmal so etwas wie Liebe, Lebensfreude und eine verpasste Gelegenheit, an die Delia immer wieder in romantischen Rückblenden erinnert wird. Schlicht freundliche Männer trifft Delia jetzt nur noch in Gestalt eines alliierten US-Soldaten, der ihr Schokolade für die Kinder schenkt. Delias Freundin findet, das wäre die Alternative zur häuslichen Misere.
Aber ihre Familie zu verlassen, das ist keine Option für Delia. Lächelnd zeigt sie den Widrigkeiten ihres Lebens die Zähne und hofft auf eine bessere Zukunft für ihre Tochter, die - schwer verliebt - demnächst heiraten soll und nicht dasselbe Schicksal erleiden möchte wie ihre Mutter.
Hommage an die Filme des italienischen Neorealismus
Zu diesem mitreißenden Film wurde Paola Cortellesi durch die Erzählungen und das Leben der eigenen Großmütter inspiriert. Die Tragikomödie setzt dabei auf keinen Fingerzeig-Feminismus, sondern zeigt den alltäglichen Kampf um Gleichberechtigung und Selbstachtung und erobert mit ihrem lakonischen Humor und tatkräftigen Protagonistinnen sofort die Herzen des Publikums.
Die Geschichte aus den 40er-Jahren führte in Italien direkt zu einer neu entflammten Debatte über heutige häusliche Gewalt. Gedreht in brillanten Schwarz-Weiß-Bildern ist er auch als Anlehnung und Hommage an die Filme des italienischen Neorealismus zu sehen. "Morgen ist (zwar) auch noch ein Tag" - am besten aber heute noch anschauen!
Morgen ist auch noch ein Tag
- Genre:
- Komödie, Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Italien
- Zusatzinfo:
- Mit Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano u.a.
- Regie:
- Paola Cortellesi
- Länge:
- 118 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- 4. April 2024