"Letzter Abend" in den Kinos angelaufen - und schon ein Welterfolg
Bereits sein Kurzfilm "Kippa", der Abschlussfilm von Lukas Nathrath an der Hamburg Media School, wurde mehrfach ausgezeichnet. Seinen ersten Langspielfilm "Letzter Abend" hat der junge Regisseur ohne finanzielle Mittel in Hannover gedreht. Jetzt räumt er große Festival-Preise ab.
In einem erfolgreichen, großen Hollywoodfilm heißt es: Die stärkste Waffe, die man haben kann, sei eine Idee. Auf jeden Fall hatte der Regisseur und Autor Lukas Nathrath Stärke bewiesen, als er an seiner Idee festhielt, nach der Corona-Zwangspause endlich wieder zu drehen. Auch wenn niemand das Projekt finanziell fördern wollte. So sei "Letzter Abend" ein unabhängiger Film geworden, sagt Nathrath: "Es ist ein Independentfilm, was es in Deutschland ja in der Form kaum gibt, und deswegen hatten wir auch nicht wirklich Referenzen", so der junge Regisseur. "Aber wir wussten, wir wollten in diesem August, als es dann wieder möglich war, unbedingt drehen und haben dann bei verschiedenen Fördergremien angefragt. Da hieß es: Nein, nein, nein, das ist alles viel zu kurzfristig, so kurz vorher könnt ihr das nicht anfragen."
Keiner wollte investieren
Also hatte er nicht weiter gefragt, sondern gemacht. Zusammen mit seinem Freund und einem der Darsteller, dem Theaterschauspieler Sebastian Jakob Doppelbauer, entwickelte Lukas Nathrath die Geschichte, die anschließend in sieben Tagen in einer leerstehenden Wohnung in Hannover gedreht wurde. In "Letzter Abend" geht es um ein Pärchen, das von Hannover nach Berlin zieht und dessen Abschiedsabendessen mit geladenen und ungebetenen Gästen aus dem Ruder läuft. Filmische Vorbilder sind "Das Fest" von Thomas Vinterberg oder "Hannah und ihre Schwestern" von Woody Allen.
Aus einer Idee wird ein Welterfolg
Beim Locarno Film Festival erhielt der Film den First Look Award. Damit begann die Reise eines kleinen Films um die große Welt: zu Festivals nach Rotterdam, Shanghai, Melbourne. Zu Hause bekam er den Max Ophüls Preis für die beste Regie. Neben den Meriten gab es auch Moneten: "Wir haben Preisgelder bekommen", freut sich Nathrath, "aber das wird wiederum investiert in den Kinostart jetzt. Bis jetzt haben wir noch nichts an diesem Film verdient. Eigentlich haben alle unentgeltlich mitgemacht. Wir hoffen natürlich, dass irgendwann ein bisschen was zurückkommt durch den Kinostart."
Lukas Nathrath holt sein Publikum perönlich ins Kino
Die Chancen stehen nicht schlecht, der Film wurde international bereits in zwölf Länder verkauft. Zurzeit sind Lukas Nathrath und sein Team in Deutschland auf Kinotour, um den Film zu bewerben, Menschen ins Kino zu locken. Vor ein paar Tagen haben sie in einer Fußgängerzone mit einem live gespielten Song und dem Verteilen von Flyern so viel Begeisterung wecken können, dass Lukas Nathrath einen grundsätzlichen Motivationsschub mitgenommen hat.
Beste Aussichten für die Kino-Landschaft
"Tatsächlich haben wir so in Karlsruhe, bei 30 Grad, für eine Frühabendvorstellung 20 Leute ins Kino gebracht", erzählt der Regisseur stolz. "Da habe ich mir wirklich gedacht, da soll mir noch jemand erzählen, dass das Kino tot ist. Wenn es so geht und man Leute so begeistern kann, ist das toll. Die sind auch geblieben und waren total berührt von dem Film, sind sich bedankend auf uns zu gekommen. Dann denke ich mir: Es gibt noch Hoffnung fürs Kino. Und fürs deutsche Kino. Und fürs Arthouse Kino!"