"Joker: Folie à Deux": Klaustrophobisches Jukebox-Musical
"Joker" als Musical mag befremdlich klingen, aber es geht auf. "Folie à Deux" ist - wie schon der erste Film - keine klassische Comicverfilmung, sondern ein düsteres Drama mit Gesangseinlagen.
Es ist eine von vielen falschen Erwartungshaltungen an den Joker, respektive an Arthur Fleck in Gothams Psychiatrie-Gefängnis Arkham Asylum: Er soll Witze erzählen, die Mitinsassen und Gefangenen zum Lachen bringen. Er soll das sein, was alle in ihm sehen, den Joker mit der übertriebenen Grimasse und dem fiesen Lachen. Die Tragik der ganzen Figur, wie Regisseur Todd Philipps es im Interview auf den Punkt bringt: "Das Traurige heute ist doch, dass es vielen Leuten schwerfällt, sie selbst zu sein. Sie sind nur noch Projektionen ihrer digitalen Avatare, wollen das sein, was die Gesellschaft von ihnen erwartet. Damit hat auch Arthur zu kämpfen. Er hat endlich jemanden kennengelernt, aber sie hat kein Interesse an Arthur, sie hat nur ein Interesse am Joker. Darin liegt für mich die Tragik der Geschichte."
"Joker: Folie à Deux": Ein Drama mit Gesangseinlagen
Die Frau, von der Philipps hier spricht, ist Lee Quinzel, gespielt von Lady Gaga. Sie lernt Arthur bei Chorproben im Gefängnis kennen und sie verlieben sich. Sie sieht sich als Frau an seiner Seite und gibt ihm vermeintlich Unterstützung im beginnenden Prozess um seine Morde vor fünf Jahren.
"Joker: Folie à Deux" wird als Jukebox-Musical bezeichnet. Es ist kein Musical im klassischen Sinn, in dem die Figuren euphorisch anfangen zu singen und zu tanzen. Die Gesangseinlagen sind vielmehr tiefe Einblicke in die Psyche von Arthur Fleck und Lee Quinzel.
Perfekt gespielt von Joaquin Phoenix
Joaquin Phoenix als Arthur Fleck ist irgendwo zwischen Wahn und Wahnsinn. Während sein Spiel perfekt ist, trifft Lady Gaga als psychotische Liebhaberin vom Joker jeden Ton. Von beiden live gesungen während der Dreharbeiten. Die emotionale Zerbrechlichkeit wird durch die Musical- Elemente unterstrichen - ein künstlerisches Mittel, das für Regisseur Philipps nach dem Erfolg des ersten Films in seiner Konsequenz der richtige Schritt war: "Joaquin und ich haben schon im ersten Film darüber viel gesprochen, dass Arthur Musik in sich hat. Das hat Joaquin bei seiner Figurenbildung sehr geprägt. Es gibt im ersten Film diese Tanzszene im Bad - das war für mich und ihn eine unserer Lieblingsszenen. Von da zu einem Musical war für uns kein großer Sprung, vielmehr sogar eine natürliche Entwicklung."
"Joker" als Musical mag befremdlich klingen, aber es geht auf. "Folie à Deux" ist - wie schon der erste Film - keine klassische Comicverfilmung, kein Film mit einem großen Knall, der komplett auf das große Spektakel angelegt ist. Der Film spielt überwiegend im düsteren Gefängnis beziehungsweise dem Gerichtssaal, wirkt klaustrophobisch. Wenn die ikonische Figur des Jokers ein Musical bekommt, dann genau so.
Joker: Folie à Deux
- Genre:
- Thriller, Drama, Romanze, Musical
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- mit Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Brendan Gleeson u.a.
- Regie:
- Todd Phillips
- Länge:
- 139 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 3. Oktober 2024