"Falling Into Place": Aylin Tezel als desillusionierte Romantikerin
Die Liebesgeschichte "Falling Into Place" ist das Debüt von Aylin Tezel als Regisseurin. Der Film schwankt extrem zwischen Leichtigkeit und Schwere, zwischen komischen und geradezu quälenden Szenen.
Beim Hamburger Filmfest stellte Aylin Tezel ihren Film persönlich vor: "Ich wurde zum ersten Mal in meinem Leben als Regisseurin auf die Bühne gebeten. Das war schon ein ganz besonderer Moment. Das hab ich total genossen."
"Falling Into Place": Zwischen leichter Komödie und traurigem Drama
Es steckt jahrelange Arbeit in diesem Film, zu dem Aylin Tezel auch selbst das Drehbuch geschrieben hat. Er beginnt als wunderbar leichte Romantik-Komödie. Die Deutsche Kira trifft im Urlaub auf der schottischen Isle of Skye Ian, und irgendwie funkt es sofort zwischen den beiden. Sie verbringen einen herrlich unbeschwerten Abend zusammen, lernen sich beim Herumalbern spielerisch kennen.
Was man zwischen den Zeilen heraushört: Kira ist frisch getrennt, Ian noch - aber offenbar nicht allzu glücklich - liiert. Beide Vertreter einer Generation von Thirty-Somethings, die Liebe nicht mehr als etwas Verlässliches erlebt.
"Es ist schmerzhaft zu wissen, dass alles austauschbar ist. Warum soll man sich auf 'ne neue Liebe einlassen, wenn man weiß, dass irgendwann der eine den anderen einfach austauscht."
"Kann ich 'nen Kaffee haben, bevor ich antworte?"
Man spürt, dass diese zwei mehr als einen Kaffee teilen könnten. Aber mit einem familiären Notfall bei Ian endet die gemeinsame Episode abrupt - ohne Austausch von Kontaktdaten. Und nun folgt der zweite, ungleich traurigere Teil des Films.
Kira und Ian sind zurück in ihrem Alltag in London. Dass sie hier fast Nachbarn sind, ahnen sie nicht. Beide kämpfen wieder einzeln gegen ihren Weltschmerz und klammern sich an Beziehungen, die längst scheintot sind - von außen betrachtet. Die Betroffenen selbst merken es ja oft nicht.
Aylin Tezel wollte "ehrlichen Film machen"
Dass der Film so extrem zwischen Leichtigkeit und Schwere, zwischen komischen und geradezu quälenden Szenen schwankt, ist ungewöhnlich - und nur möglich, weil "Falling Into Place" eine Independent-Produktion ist, erklärt Aylin Tezel: "Ich wusste, ich stehe nicht unter dem Druck, einen Popcorn-Kinofilm zu machen, der nicht besonders tief geht und einfach bunt und lustig ist. Ich wusste aber auch, ich muss jetzt keinen komplett schmerzvollen Arthouse-Film machen, sondern ich möchte gerne einen ehrlichen Film machen. Und zu einem ehrlichen Film gehört für mich, dass man die Bandbreite des menschlichen Lebens zeigen darf."
Die passende Seelenlandschaft für ihre Figuren fand sie bei der Location-Suche an der Westküste Schottlands: "Ich kam auf der Isle of Skye an und habe dieses magische Licht dort gesehen, diese dramatischen Berge, das Meer, die Weite und diese Melancholie, die in der Luft hängt. Ich wusste einfach, ich bin am richtigen Ort für den Beginn meiner Geschichte."
Aylin Tezel: "Ich mag Melancholie"
"Falling Into Place" ist ein zutiefst melancholischer Film, in dem es lange dauert, bis der Zufall das Paar noch einmal zusammenführt. In der Zwischenzeit malt Kira aus dem Gedächtnis ein Bild von Ian, dem sie den Titel "Die Schönheit der Traurigkeit" gibt. Das könnte man auch über den Film schreiben. "Ich mag Melancholie", sagt Tezel. "Ich höre auch extrem melancholische Musik. Meine Freunde nennen meinen Musikgeschmack den Depri-Boys-Geschmack, weil ich gerne melancholische Singer-Songwriter-Musik höre, wie man meinem Film vielleicht anmerkt."
Alles trägt hier Aylin Tezels Handschrift - und auch die Hauptrolle spielt sie mit absoluter Hingabe. Sie wächst einem ans Herz als desillusionierte Romantikerin.
Falling Into Place
- Genre:
- Romanze | Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Großbritannien, Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Aylin Tezel, Mike Noble, Chris Fulton u.a.
- Regie:
- Aylin Tezel
- Länge:
- 113 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- 7. Dezember 2023