Entblößend, aber nie bloßstellend: Nicole Kidman in "Babygirl"
Für eine Oscarnominierung hat es für Nicole Kidman in "Babygirl" nicht gereicht, dabei galt die 57-Jährige lange als eine Mitfavoritin. Denn sie zeigt in dem Film von Halina Reijn zwar nicht alles, aber sehr viel.
Nicole Kidman war noch nie zurückhaltend, gar schüchtern oder risikoscheu, wenn es um ihre Rollenwahl ging. Doch die Rolle in "Babygirl" scheint wirklich wie für sie gemacht.
Auf der Suche nach sexueller Erfüllung
Die Leinwand ist noch schwarz, da hört man Kidmans Figur Romy das erste Mal stöhnen. Der eheliche Akt wird vollzogen - zwischen ihr, einer eiskalten, erfolgreichen CEO einer Tech-Firma, und ihrem Mann Jacob, Theaterregisseur, gespielt von Antonio Banderas. Kaum ist es bei ihm vorbei, springt sie auf, läuft in ein anderes Zimmer, um sich vor einem Porno selbst zu befriedigen. Es ist schnell klar, dass Romy in ihrer Ehe zwar intellektuell zufrieden ist, aber eben nicht sexuell erfüllt.
Beruflich ist Romy absolut erfolgreich. Als sie ihren Praktikanten Samuel kennenlernt, fühlt sie sich von ihm angezogen, nicht intellektuell, aber sexuell. Das erste Mal findet sie in ihrer sexuellen Unterwürfigkeit die Erfüllung, die sie in ihrer langen Ehe so vermisst - und riskiert alles.
"Babygirl": Kein Skandalfilm
Die Thematik erinnert an "Fifty Shades of Grey", Regisseurin Halina Reijn gelingt es aber, das Abhängigkeitsverhältnis der beiden - filmisch und moralisch - ganz anders, komplexer, auszudiskutieren. Sie zeigt die weibliche Perspektive nach dem Wunsch sexueller Fantasien und sexueller Erfüllung. Für Nicole Kidman der Grund - trotz oder gerade wegen der vielen expliziten Szenen - dem Film zugesagt zu haben: "Es geht um Sex, um Leidenschaft, Geheimnisse, die Ehe, die Wahrheit, Macht, Einverständnis. Für mich ist es vor allem eine befreiende Geschichte, erzählt aus der Sicht einer Frau, aus ihrem Blickwinkel. Die Regisseurin hat das Drehbuch geschrieben und den Film inszeniert. Für mich ist es ein einzigartiges, neues Gefühl, komplett in den Händen einer Frau zu sein - absolut befreiend!"
Das Befreiende überträgt sich auf ihr Spiel. Ihr emotionsloses, von Botox eingefrorenes Gesicht ist der perfekte Spiegel ihrer unterkühlt wirkenden Figur. Harry Dickinson als Samuel schafft den Wechsel zwischen unterwürfigem Praktikanten und machtausführendem Liebhaber perfekt. "Babygirl" ist immer aber auf der Augenhöhe von Nicole Kidman - entblößend, aber nie bloßstellend. Und damit sehr weit davon entfernt, ein Skandalfilm zu sein.
Babygirl
- Genre:
- Erotik, Thriller, Drama
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit Nicole Kidman, Harris Dickinson, Antonio Banderas und anderen
- Regie:
- Halina Reijn
- Länge:
- 114 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 30. Januar 2024