Element of Crime: Charly Hübners Musik-Doku exklusiv im Kino
Charly Hübner hat die Berliner Band Element of Crime auf ihrer Mini-Tournee in der Hauptstadt begleitet und daraus eine Dokumentation gemacht. "Element of Crime - Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" lief vorerst nur an einem Tag exklusiv im Kino.
Der titelgebende Song ist so typisch für diese untypische Band, die in der deutschen Rock- und Popgeschichte schon ziemlich einmalig ist. Ihr Sänger und Texter, der Musiker und Autor Sven Regener, beherrscht die Kunst, mit seiner melancholisch-schnoddrigen Art und unverwechselbarer Stimme trauriger Alltagspoesie Ausdruck zu verleihen. Er erinnert sich im Film an die 1980er-Jahre in Berlin, als Element of Crime noch jung war und die Mauer noch stand.
Als sie in den Clubs im damaligen Berliner Bezirk Kreuzberg 36 einfach loslegten. "Egal was du spieltest, alles ging", erzählt Sven Regener im Film. "Niemand fragte: Wo kommst du eigentlich her, wer bist du eigentlich? Das war nicht so. Dieses Offene, das war natürlich gut."
Charly Hübner ist seit den 1980er-Jahren ein Fan
Offen war auch Charly Hübner, als die Band auf ihn zukam und fragte, ob er nicht einen Film über sie machen wolle. Seine Idee war es also nicht, aber dafür hat Hübner etwas getan, was er sonst nie tut: Er sagte spontan zu.
So wurde eigens für diesen Film eine Mini-Tour durch Berlin an unterschiedlichen Spielorten, vom kleinen Club bis zum größeren Open-Air organisiert, die Hübner und sein Team begleiteten.
Der Regisseur kam 1988 zum ersten Mal in Kontakt mit der Band: "Wir hatten immer Audiokassetten untereinander getauscht, und ich kriegte eine in die Hand gedrückt und einer sagte: Ist geiles Zeug aus West-Berlin. Dann habe ich das angemacht, und es kam 'The Ballad of Jimmy & Johnny' - das war der springende Funke."
Früher sangen sie auf Englisch, später auf Deutsch, Die Bandmitglieder beschreiben ihren Stil als eine ziemlich wilde Mischung: "Das war no Wave, no Jazz. Proben war verboten. Ein Stück hieß 'Kunst, Landschaft und Architektur'. Es ist alles so zusammengeklatscht, wie so ein Eintopf."
Eine Zeitreise durch Berlin
Es gibt viele Rückblicke, die Einblicke in ein Lebensgefühl in einer Stadt geben, in der es brodelte. Fast vier Jahrzehnte ist Element of Crime schon unterwegs, die Geschichte der Band ist auch eine Zeitreise durch Berlin. Bilder aus den 80er- und 90er-Jahren sind zu sehen, die Mitglieder erinnern sich in Gesprächen mit Hübner daran, wie es war, als man auch den Neue-Deutsche-Welle-Song "Kleine Taschenlampe brenn" von Markus mochte, das seinerzeit bei Dieter Thomas Heck in der ZDF-Hitparade lief - lange bevor es MTV gab.
"Viele Leute haben, weil sie die Band gar nicht kannten, etwas ganz anderes erwartet", erzählt Regener. Stattdessen spielte man für das Punk-Publikum langsame Liebeslieder. "Die standen alle hinten im Dunkeln an der Wand und vorne war niemand", so Regener. "Dann holst du die alten Konzeptkunst-Tricks raus, drehst dich um, spielst mit dem Rücken zum Publikum, und zwischendurch gibt es vielleicht noch eine kleine Beschimpfung oder so."
Nicht ganz so dicht dran wie bei "Wildes Herz"
Diese Register muss Sven Regener heute längst nicht mehr ziehen. Das Publikum auf den gezeigten Konzerten, das der Frontmann immer freundlich vorher darauf aufmerksam macht, dass es vielleicht gefilmt werden könnte, weil Charly Hübner einen Film über sie mache, kennt und liebt die Band. Für Element-of-Crime-Fans ist die Dokumentation sicher ein Muss - auch wenn sie an ihren Protagonisten nicht ganz so dicht dran ist, wie es Charly Hübner in seiner tollen Musikdokumentation "Wildes Herz" über die Punkrocker von Feine Sahne Fischfilet gelungen ist.
Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
- Genre:
- Dokumentation
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- mit Jessica Chastain, Peter Sarsgaard, Brooke Timber und anderen
- Regie:
- Charly Hübner
- Länge:
- 94 Minuten
- FSK:
- ab 0 Jahren
- Kinostart:
- 1. Oktober 2024