Szene aus dem Film "Alaska" © Wood Water Films Foto: Jacob Waak

Drama "Alaska": Die Mecklenburgische Seenplatte als magischer Ort

Stand: 06.09.2023 06:00 Uhr

Anders als der Titel vermuten lässt, spielt Max Gleschinskis Drama "Alaska" ausschließlich in der Mecklenburgischen Seenplatte. Dazu hat der Rostocker ein sehr mecklenburgisches Drehbuch geschrieben, das ohne große Worte auskommt.

von Lenore Lötsch

Wie kann man sich bestmöglich verweigern: der knallpinken Bilderflut, dem Dauer-Gequatsche, dem Personendrama, das das Kinos 2023 antreibt? Der Film "Alaska" beginnt wie ein plätscherndes Rätsel: eine Frau im Dämmerlicht, ein Lagerfeuer, ein knallrotes Kajak auf dem Autodach. Lange Einstellungen vom wegfahrenden Auto, die Erwartungen auf zwei Stunden Arthouse-Kino lugen um die Ecke.

Wer ist die Frau im knallroten Zweierkajak? 

Dann ertönt die Eurodance-Hymne "Be My Lover" von La Bouche. "Damit soll das Publikum verunsichert werden. Dieser Song sagt: Nee, du weißt eben nicht, was für eine Art Film das hier jetzt ist", erzählt Regisseur Max Gleschinski.

Frech zieht Gleschinski dieses Moment der Verunsicherung durch den Film: Wer diese Frau ist, die das knallrote DDR-Zweierkajak allein in ein Flüsschen hievt und lospaddelt, erfährt man zunächst nicht. Der Film ist wie eine Art Western im Osten, bei dem das Pferd durch ein Kajak ersetzt wird. Und der Sheriff ist hier der Zeltplatzwart des Naturcampingplatzes am Mössensee bei Mirow. Das könnte gründlich schiefgehen, provinziell wirken, aber Gleschinski inszeniert diese Gegend, die er seit seiner Kindheit kennt, als einen magischen Ort in Bild und Ton. Er selbst ist hier als Kind gepaddelt, das Krötenquaken war der Soundtrack seiner Sommer.

Kameramann warnte vor Standard-Hauptfigur 

Als der Filmemacher am Drehbuch schrieb und auf der Suche nach seiner Hauptfigur und dessen Geschichte war, kam eine deutliche Warnung von seinem Freund und Kameramann  Jean-Pierre Gehrke: "Der hat dann zum Glück gesagt, dass es sehr uninteressant wäre, wenn es einmal wieder um eine männliche Figur um die 30 geht", erzählt Gleschinski. "Dann sind wir darauf gekommen, dass es eine Frau Mitte 40 ist, und dann hat sich der Film wie von selbst geschrieben. Mein Großvater wurde zu der Zeit krank und meine Mutter ist zu ihm gezogen. Ihr fiel das scheinbar sehr leicht, und das habe ich sehr bewundert."

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"In Mecklenburg verzichten wir eher auf Aussprachen" 

Kerstin heißt die Protagonistin im Film, die nach dem Tod des Vaters, den sie Jahrzehnte gepflegt hat, in das Kajak steigt, mit der die Familie einst unterwegs war. Christina Große spielt diese verschlossene Frau großartig. Kein Wort ist hier zu viel, keine Geste groß, das Lächeln schief. Das Drehbuch wurde von mal zu mal dünner und mecklenburgischer.

"Die erste Drehbuchfassung tendiert bei vielen Leuten eher sehr poetisch und sehr schwülstig zu sein", so Gleschinski. "Es ist ein bisschen so ein Wunschdenken, wie Leute reden würden in einer perfekten Geschichte. Dann unterwirft man diesen Schwulst der Realität und die sieht bei uns in Mecklenburg so aus, dass wir eher auf Aussprachen verzichten."

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"Alaska" wechselt immer wieder die Perspektive

An einem Abend lernt Kerstin auf dem Campingplatz die extrovertierte Alima kennen.

"Ist das deine Schatzkarte?"
"Wasserwanderkarte!"
"Und was ist das Rote hier?"
"Meine Route!"
"Dir ist aber schon klar, dass Du im Kreis fährst?" Dialog aus "Alaska"

Es gleitet, es gluckert, es fließt in diesem Film - und wie die verzweigten Gewässer der Seenplatte kommt manche Wendung unerwartet. Immer wieder wechselt der Film die Perspektive. Plötzlich taucht der Bruder von Kerstin auf. Nach Jahren der Funkstille geht es auch ums Erbe.  

Warnung des Regisseurs: "Der Film macht Lust aufs Rauchen"

Nach zwei Stunden "Alaska" will man in dieses Kajak und an diesen magischen Ort, auf diesen See in Mecklenburg. Und will schweigen mit Kerstin. Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat sich noch nicht gemeldet bei Max Gleschinski. Und vielleicht braucht es doch noch einen Warnhinweis: "Der Film macht wohl auch sehr Lust aufs Rauchen, habe ich gehört", so der Regisseur. "Da warne ich jetzt natürlich explizit vor."

Alaska

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Christina Große, Pegah Ferydoni, Karsten Antonio Mielke u. a.
Regie:
Max Gleschinski
Länge:
124 Minuten
FSK:
ab 6 Jahren
Kinostart:
ab 7. September 2023

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 06.09.2023 | 07:55 Uhr

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